Journalistin und Autorin

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Posts from — Februar 2023

Die Mimosen blühen

Obwohl es hier Nachtfrost hat, ist es tagsüber sonnig und recht mild. Die Mimosen blühen, es handelt es sich eher um eine Art Akazie, die halt so genannt wird, und man schenkt zum Frauentag am 8. März eben nicht Nelken wie in Deutschland, sondern Mimosenzweige, und das ist auch gar nicht hintergründig gemeint, denn Mimosen sind zart, wunderschön und duften ganz herrlich.

Februar 11, 2023   No Comments

Die weltbeste Friseurin

Ich bin nun schon seit über zehn Jahren Stammkundin bei Roberta. Sie ist nachweislich die einzige, die mit meinen kapriziösen Haaren umgehen kann. Außerdem hat sie eine wunderbar rauchige Stimme und ein sehr tiefes Lachen. Sie selbst ist weder aufwendig frisiert noch gepierct oder sonstwas. Gott sei dank.
Jedesmal, wenn ich den Fehler mache, und denke, ich könne ja zwischendurch auch mal in Germania zur Friseurin gehen, komme ich von dort raus und könnte eine Atombombe werfen.
Genau in dieser Stimmung komme ich dann zu Hause bei Roberta in Italien an. Sie weiß das genau. Und deshalb gehört zu unserem gemeinsamen Ritual, dass ich nach Betreten ihres Studios nur ganz knapp grüße mit einem kurz angebundenen „Wie gehts?“, das sie sparsam beantwortet, denn sie weiß genau, ich brauche jetzt Raum und Luft für das Damengambit.
„Questo e‘ la frutta degli mestieri tedeschi!!!“ – Ich reiße an meinen missratenen Haaren herum. Roberta lacht ihr heiseres Lachen.
„Die wissen nix, die können gar nichts!“, fahre ich fort und dann sprudelt es aus mir heraus. Wochenlanger Frust über einen total versauten Haarschnitt. Es ist unglaublich. Ich habe mich aber vorbereitet, schwierigere Ausdrücke, Fachausdrücke, bereits vorher nachgeschlagen und auswendig gelernt. „Keine Fasson! Kein Profil! Kein Charme! Keine Liebe! Kein Pfiff und kein Kunsthandwerk! Schlicht einfach nur: Ich sehe aus wie eine IRRE! Die haben mich um Jahre altern lassen! Das ist SO unglaublich!“ Ich hatte mich schon tagelang auf diese Eröffnung gefreut.
Roberta weiß natürlich, was sie zu tun hat. Sie examiniert den elenden verbliebenen Rest meines Haupthaars, wiegt ihren Kopf, denkt laut vor sich hin, geht eine rauchen, kehrt wieder zurück.
Jetzt ist es Zeit, sie massiv zu ermutigen: „Du weißt, was du tust. Ich setze mein volles Vertrauen in dich!“
Und Roberta, diese Göttin, beginnt, aus dem kläglichen, in Deutschland komplett verschnittenen Rest meiner Haupthaare, eine Frisur für eine Diva zu schnippeln und zu stylen. Sie schneidet dermaßen sorgfältig, dass ich genau weiß, der Schnitt sitzt sogar noch in zwei Monaten richtig schick und klasse.
Sie hat in Paris gelernt.
Das ist aber keine Entschuldigung für diese deutschen Friseurinnen, die mir noch den Totalverschnitt damit erklären, dass sie ja DIE FRISUR hätten aufbauen müssen und zwar von Grund auf, ohne irgendeinen Plan zu meinen Wirbeln und Locken.
Und nein, ich gebe die Telefonnummer von Roberta nicht raus.

Februar 9, 2023   No Comments

Lobeshymne aus dem Prolog von Ochrid (orthodox) vom 3. Februar

Die dunkle Erde

Die Weite der See dehnte sich in alle Richtungen;
Die Erde als Stamm des himmlischen Gartens;
Doch als ein dunkler Stamm mit goldenen Früchten –
So ist die dunkle Erde, darüber das Sternenfirmament.
Die Erde streckt still ihre unsichtbaren Zweige aus,
Und auf den Zweigen Sterne – goldene Äpfel.
O welch wundervolle Frucht aus billigem Schlamm,
Aus Gottes Erbarmen der dunklen Erde gegeben!
Und der Mensch ist Erde, der Körper der Erde,
Im Firmament die Sterne – dies sind die guten Werke,
Seine Gedanken sind Regenbögen, sie reichen bis an die Enden der Welt –
Unsichtbare Zweige mit Sternen an ihren Spitzen!
Frucht! Frucht sucht der Herr beim geschaffenen Menschen,
Nur nach Frucht richtet Er das Leben der Menschen.
Wenn der Tod den Baum schüttelt, mögen die goldenen Äpfel
Unseres Lebens in Gottes Hände fallen.
Dann wirst du sagen können: „Es war nicht vergeblich –
Um der schönen Wirklichkeit willen träumte ich einen häßlichen Traum!“

Februar 3, 2023   No Comments