Posts from — Januar 2021
#Jerusalema
Ein Blick von hier aus auf das himmlische Jerusalem.
Bildquelle leider unbekannt.
Januar 31, 2021 No Comments
Als Auenkind
bin ich mit ganz normalem Hochwasser aufgewachsen. Zur Zeit haben wir einen Pegel von 8,30 m. Es sind ja nichtmal Schutzwände aufgestellt. Die Polder sind noch nicht geflutet worden.
Es ist einfach DIENSTAG im Auenland. Nichts weiter. In meiner Kindheit gab es noch keine Polder und einen Moment, an dem ich mit meinem sehr besorgten Papa auf dem Deich stand. Der Rhein leckte knapp zehn Zentimeter unter der Deichkrone, der Regen ging weiter. Ich weiß nicht, wie hoch der Pegel an dem Tag war, ziemlich schwer über 9 vermutlich. Eher 9,50 oder etwas darüber. Wäre der Deich gebrochen, hätte es uns erwischt. Es gab ja noch keine Polder. Das war der kritischste Moment, den ich als Auenkind erlebt habe. Acqua alta ist zwei bis drei Mal im Jahr am Oberrhein die Regel gewesen. Und ist es – wenn auch nur noch etwa ein Mal Mitte Ende Januar des Jahres, wenn es noch dazu viel regnet, immer noch.
Wir leben im Rhythmus des Stromes. Auch wenn ich das Meer manchmal vermisse – der Strom hat seine eigenen Tiden, seine eigenen, herrlichen Landschaften, die auch unendlich vielfältig sind und nach der letzten Überflutung aufblühen und fruchtbar werden wie anderswo eine Vulkanlandschaft nach einem Ausbruch. Ich bin mit Hochwasser aufgewachsen, mit Ehrfurcht vor dieser Gewalt. Aber es war eine wiederkehrende Erfahrung. Nichts, womit ich nicht hätte umgehen können. Eines der wenigen Dinge, mit denen es mir immer noch gelingt umzugehen.
Januar 30, 2021 No Comments
Spitzkohl, Wirsing, Chicoree- Spitzkohl
Ich habe keine Lust zu kochen. Aber ich habe auch keine Lust auf Fastfood.
Eigentlich habe ich sowieso keinen Appetit.
Also mache ich folgendes und das geht immer.
Spitzkohl-Pfanne mit kurzen breiten Nudeln
Der Trick bei dieser Pfanne ist, dass sie nicht viel Arbeit macht, leicht und schnell zuzubereiten ist und, wenn man geschmorten Kohl mag, ganz herrlich lecker ist. Man kann dafür sowohl Weißkraut als auch Wirsing oder Spitzkohl (zärter und weniger blähend als Weißkraut) nehmen. Erstmal eine Zwiebel in Schnitzelchen schneiden, dann den entsprechenden Kohl nach Wahl ebenfalls schnitzeln (natürlich vorher Strunk entfernen). In der Zwischenzeit kochen die Nudeln, ich nehme dafür diese nur wenige Zentimeter langen Bandnudeln. Im Prinzip ist das Geschmackssache. Und eigentlich ginge es auch mit Reis oder Kartoffeln oder einfach Graubrot als Beilage dazu.
Jetzt habe ich die Qual der Wahl: Speckwürfelchen (selber schneiden IST besser als fertig geschnitten, glaubt es mir), Stücke von Paprikawürstchen oder Mettenden, Hackfleisch – oder gar nix, wenn ihr kein Fleisch mögt. Und sowieso wenn es vegan sein soll, eben dann Margarine statt Butter undsoweiter. Die Zwiebeln also in der Butter gelb werden lassen, Prise Zucker obendrüber, damit sie schön karamellisieren, die entsprechende Fleisch- oder Speck oder Wursteinlage angehen lassen und dann das Kraut dazu. Jetzt braucht es ein bisschen Fingerspitzengefühl für die richtige Temperatur. Denn das Kraut darf etwas braune Farbe annehmen, soll aber freilich nicht anbrennen. Man kann noch einen Klacks Tomatenmark mitanrösten und wenn das Kraut droht, allzu dunkel zu werden, kann man ein wenig Gemüsebrühe angießen oder auch mehr oder wenig großzügig mit Sojasauce ablöschen, je nach Geschmack. Ist Hack mit dabei, würde ich auf jeden Fall noch viel Paprika dazu geben sowie Thymian und Majoran. Zuletzt die gekochten Nudeln untermischen und ein Zeitlang mit durchziehen lassen. Das Gute an diesem Gericht ist, es ist einfach, schnell, schön zu variieren und sehr lecker. Zum Servieren kann man auch noch einen Klacks Saure Sahne oder ein Löffelchen Naturjoghurt (die cremig-fette Variante nach griechischer Art natürlich, wenn es nicht gleich vegan sein soll) darauf geben. Wenn vom Spitzkohl noch was übrig ist, einfach Krautsalat machen. Dazu möglichst feine Raspel schneiden und mit wenig Salz durchkneten, um die Struktur aufzubrechen. Etwas stehen lassen und dann erst mit einem schlichten Dressing aus Essig-Öl und einem halben Esslöffel Senf (möglichst guten Senf) sowie Salz und relativ großzügig Zucker übergießen. Auch hier kann man nach Wunsch geröstete Speckwürfel zugeben, und/oder Kümmel und oder fein geschnittener Apfel und/oder gehackte Nüsse. Man kann das Dressing selbstverständlich auch mit ganz wenig Öl und dafür mehr süßer Sahne zubereiten. Oder den Salat nach Kim-Chi Art anrichten. Das werde ich mal ausprobieren und berichten, wie es geklappt hat.
Januar 28, 2021 No Comments
Geistliche Paare: Heinrich Seuse und Elisabeth Stagl
Vom seligen Heinrich von Seuse, auch Henricus Suso genannt, ist keine Grabstätte, sind keine Reliquien geblieben. Weder sein genaues Geburtsjahr noch sein tatsächlicher Geburtsort sind bekannt: Um 1295 oder wenige Jahre später, jedenfalls vor 1300, das Elternhaus stand entweder in Überlingen oder Konstanz. Allerdings sind uns die Werke Seuses überliefert worden – wenn auch nur in Abschriften: Das „Büchlein der Wahrheit“, das „Büchlein der Ewigen Weisheit“, das „Briefbüchlein“, einige Predigten und insbesondere seine selbstverfasste „Vita“.
Weithin gilt Heinrich Seuse zusammen mit seinem Lehrer Meister Eckhart und dem dominikanischen Theologen Johannes Tauler, als Teil des großen deutschen „mystischen Dreigestirns“ – doch seine erhaltenen Schriften werden besonders auch von Germanisten – sie gehören sprachlich wie literarisch gesehen zur schönsten Prosa des deutschen Spätmittelalters.
Der katholische Dichter Reinhold Schneider bezeichnet Seuses Schriften und seinen literarischen Stil als „Krongut unserer Sprache“ – es habe „wenig seinesgleichen an Innigkeit und Feuer, Herzlichkeit und Einfalt, Tiefsinn, Schönheit, umschmelzender Gewalt.“
Im Konstanzer Inselkloster bei den Dominikanern erhält der Knabe Heinrich ab seinem dreizehnten Lebensjahr eine solide Ausbildung zunächst in Latein, Lektüre der Heiligen Schrift, dem Offizium und der Ordensregel, sodann in philosophia rationalis – aristotelischer Logik – und in der philosophia realis, also Physik, Geometrie, Astronomie und Metaphysik. Daran schließen sich Studien in Theologie und Philosophie an,worin er sich als so begabt erweist, dass man ihn um 1323 zum Studium Generale nach Köln schickt. Zu seinen Lehrern dort gehört der berühmte Meister Eckhart. Etwa vier Jahre später kehrt er wieder in sein Stammkloster zurück und wirkt dort als Lektor pder auch „Lesemeister.
Obwohl er in dem relativ geschützten Raum, im Kloster eines bedeutenden Ordens seine Jugendjahre verbringt, empfindet der erwachsene Mann später ein großes Unbehagen gegenüber der Welt und seinen Zeitgenossen. Er lebe unter „wölfischen Menschen“, in einer vergreisenden Welt erkaltender Minne.
Der Topos des mundus senescens, der alternden Welt, ist aus der Antike wohlbekannt und wurde zum Beispiel von Papst Gregor in seiner Leichenpredigt auf Rom während der Belagerung durch die Langobarden im Jahr 592 benutzt. Seuses Pessimismus auch gegenüber den Menschen war wohlbegründet: Im Jahre 1330 geriet er unter den Verdacht der Häresie und wird in Maastricht „mit zitterndem Herzen“, wie er selbst es beschreibt, vor das Ordensgericht gestellt. Im 23. Kapitel seiner Vita mit der Überschrift: „Von mannigfaltigem Leid“ klingt das erschütternde dieser Erfahrung durch: „Viel Dinge wurden ihm zur Last gelegt, deren eines war: dass er Bücher schreibe, die falsche Lehren enthielten; durch sie werde das ganze Land mit ketzerischem Schmutz verunreinigt. Gar übel ward er mit scharfen Worten angefahren, und große Leiden wurden ihm angedroht, obgleich Gott und die Welt seine Unschuld kannten.“
Zwar wird er rehabilitiert, doch die Vorwürfe haben ihn schwer verletzt. Von der reinen Schreibtisch- und Lehrtätigkeit als „Lesemeister“ für den Klosternachwuchs verlegt er nun seinen Schwerpunkt auf die geistliche Betreuung von Dominikanerschwestern und reist dafür als Spiritual von Frauenkloster zu Frauenkloster. In Kloster Töß bei Winterthur lernt er um das Jahr 1335 die etwa gleichaltrige Elsbeth Stagl kennen, gebürtig aus Zürich, die seine geistliche Tochter wird und die er bis zu ihrem Tod um das Jahr 1360 als Seelsorger begleitet. Auch an der Entstehung seiner „Vita“ hat sie maßgeblichen Anteil.
Seuse hat sich ungefähr bis zu der Zeit, in der er Elsbeth begegnet, sein Leben lang hart kasteit und seinen Leib gezüchtigt. Doch dieser Weg hat ihn in eine geistige Sackgasse geführt. Er wird immer trauriger und bedrückter, ist unzufrieden mit sich selbst. Eines Tages sitzt er in seiner Zelle und vernimmt eine Stimme, die ihm sagt:“Tuo uf der celle venster, und luog und lern!“ An dieser Stelle kommt uns der Zuruf an den heiligen Augustinus und seinen Bekehrungsmoment sofort in den Sinn „Nimm und lies!“. Aber Heinrich ist ja schon christgläubig, es fehlt ihm nur das rechte Verhältnis zur Sühne, zur Askese und zur Nachfolge Christi in seinen Leiden. Also steht er auf und öffnet das Fenster, erblickt davor ein Hündchen, das mit einem „Fußtuch“ spielt – heute wäre das vielleicht eine alte Socke – und hin und her zerrt, schüttelt und Löcher hinein beißt. Dieses Tuch wird für ihn zur Chiffre für den wahren Gehorsam gegen Gott: Nicht sich selbst will er weiterhin Leiden auferlegen, sondern die Leiden, die von außen auf ihn erlegt werden, die ihm von Gott über andere, über seine Mitmenschen oder durch Krankheiten gesendet werden, sie reichen aus – die will er von nun an geduldig ertragen und nicht mehr versuchen, sie aus sich selbst noch zu mehren.
Das „Fußtuch“ ist seither nicht mehr aus der Ikonographie wegzudenken. Wer immer Seuse künstlerisch darstellen wollte, brachte es meist mitsamt dem Hündchen in seiner Abbildung unter und für Seuse selbst wurde es so bedeutsam, dass er es an sich nahm und immer mit sich trug. Als ihm eines Tages die Eingebung kommt, es an seine liebe geistliche Tochter Elsbeth Stagl zu verschenken, da kann er sich nicht dazu überwinden, es herzugeben, nicht einmal an sie …
Neben dem Fußtuch treffen wir in künstlerischen Darstellungen des Dominikaners immer wieder auf Rosen, jede Menge weiße und rote Rosen, manchmal auch als Kranz um seinen Kopf – und auch sie haben einen Bezug zum Leiden, den Seuse selbst so ausdeuten möchte: „Die Menge der Rosen, das sind die mannigfaltigen Leiden, die Gott ihm zusenden will, die er freundlich von Gott empfangen und geduldig leiden soll“. Und auch: „Leiden kleidet die Seele mit rosigem Kleide, mit Purpurfarbe, es trägt den Kranz von roten Rosen.“ Was nun seine geistliche Gefährtin Elsbeth Stagl betrifft, so war Seuse, besorgt um ihre stets schwache Gesundheit, fast bis zur Abweisung schroff, als diese ihn um seine Unterweisungen bittet. Er rät ihr, davon zu lassen, sie solle das nehmen, was ihr gemäß sei, sie scheine ihm doch noch eine recht ungeübte Schwester. Sie gibt zurück: „Lieber Vater, wisset, dass meine Begierde nicht steht nach klugen Worten, sie steht nach heiligem Leben, und das recht und redlich zu erreichen habe ich Mut, wie weh das auch tun mag.“ Er solle nicht erschrecken über ihre „kranke, zarte, frauliche Natur“, denn „was ihr auszuhalten befohlen, das der Natur wehtut, das getraue ich mich zu erfüllen mit Gottes Hilfe.“ Woraufhin Seuse ihr wiederum seine maßvolle Praxis nahelegt: „Liebe Tochter, wenn du dein geistliches Leben nach meiner Lehre einrichten willst, … so unterlass derlei übertriebene Strenge, da dies der Schwäche der Frau und deiner wohlgeordneten Natur nicht ziemt. Der liebe Heiland sprach ja nicht: Nehmet mein Kreuz auf euch, er sagte: Nehme jeder Mensch sein Kreuz auf sich. …. Allgemein gesprochen ist kluge Strenge der maßlosen vorzuziehen. Da aber der Mittelweg schwierig zu finden ist, so ist es doch angemessener, ein wenig darunter zu bleiben, als sich zuviel darüber hinaus zu wagen. …. Ich erwarte, dass Gott dir ein andersartig Kreuz auf den Rücken legen wird, das dir schmerzhafter sein wird als alle eigene Züchtigung. Kommt dir dies Kreuz, so empfange es mit Geduld.“
Wenn Stagl von sich selbst als zarte, frauliche Natur spricht, so blitzt hinter dem zeitgemäßen Bescheidenheitstopos und der Demutshaltung einer gehorsamen, gottesfürchtigen Schülerin durchaus der starke Charakter, der Mut und sozusagen die „hochgemute Seele“ (Walter Nigg) Elsbeths auf. Sie ist selbst geistliche Schriftstellerin, hat sie doch um 1340 das Tössener Schwesternbuch verfasst. Schwesternbücher waren Anfang des 14. Jahrhunderts ein beliebtes Mittel zur geistlichen Unterweisung in den Dominikanerinnenklöstern. Das Tössener Schwesternbuch umfasst 39 Viten von Frauen, die erbaulich und gleichzeitig prachtvolle Lektüre sind. Dieses Werk, für Walter Nigg „eines der schönsten Klosterbücher“ ist auch heute noch, ebenso wie die Schriften Seuses, Gegenstand von germanistischen Studien. Und man sagt sogar, Elsbeth Stagl sei Zürichs erste Schriftstellerin gewesen.
Tatsächlich wäre die Vita des Heinrich Seuse gar nicht in der Welt, wenn Elsbeth nicht gewesen wäre. Denn sie war diejenige, die damit begonnen hatte, ihren geistlichen Lehrmeister über sein Leben zu befragen, wenn er sie besuchte. Sobald sie wieder alleine war, machte sie sich heimlich an die Niederschrift des Geschilderten. Und eines Tages gesteht sie Seuse ihre Unternehmung ein. Doch dieser reagiert unvermittelt mit einem Wutausbruch, fordert die Herausgabe des Manuskriptes und wirft es ins Feuer. Die umsichtige Schwester hatte allerdings auch daran gedacht, Kopien anzufertigen. Ihr Werk blieb erhalten und Seuse, der sich irgendwann wieder beruhigt hatte, fand das Unterfangen mit der Zeit eine doch recht gute Idee. Er ergänzte das von Elsbeth über ihn bereits verfasste, indem er über sie, seine Schülerin schrieb. Und so ist auf eigentlich wunderbare Weise diese Vita entstanden – als ein Gemeinschaftsprojekt zwischen einem Mann und einer Frau, die übereinander und miteinander schrieben. Streng genommen ist also diese Vita eben nicht, wie man hin und wieder liest, die „erste Autobiografie“ der deutschen Literaturgeschichte.
Die Beziehung zwischen Elsbeth und Heinrich war so innig, dass sie sogar über den Tod hinausreichte. Als sie im Sterben lag, sandte er ihr einen Abschiedsbrief mit folgender Ermunterung:“Du hast nun fürbass nichts mehr zu tun als göttlichen Frieden in stiller Ruhe zu haben und fröhlich der Stunde deines zeitlichen Vergehens in die vollkommen ewige Seligkeit zu harren.“
Nach ihrem Heimgang erschien die geliebte geistliche Tochter dem großen Mystiker in einer herrlichen Vision – „in Gestalt einer Abgeschiedenen, leuchtend in schneeweißem Gewand, wohl geziert mit lichtvoller Klarheit, voll himmlischer Freuden“. Elsbeth starb vermutlich im Jahr 1360, am 25. Januar 1366 folgte Heinrich ihr nach.
Dieser Mann und diese Frau, dieses Mystikerpaar schimmern seither – um es abschließend mit den Worten von Walter Nigg zu sagen, in ihrer Gottzugewandtheit wie ein heller Stern am herbstlichen Abendhimmel des Mittelalters.
[zuerst erschienen im Vatican-magazin Ausgabe Dezember 2018]
Januar 23, 2021 No Comments
Editorial von Guido Horst für Vatican-magazin Januar 2021
>> Vor genau fünfzig Jahren begann die Würzburger Synode. Manche Menschen vorgerückten Alters wissen sogar noch, was das war.[…]
Den Jüngeren sei gesagt, dass mit der Würzburger Synode etwas begann, was die deutsche Amtskirche heute noch im Griff hat: geschäftiger Gremienkatholizismus, Bischöfe und Laien auf herrlicher Augenhöhe, Debatten um Strukturen, Dauerthemen wie Zölibat, klerikale Macht, Laienpredigt, Frauenweihe, neue Sexualmoral, Laien am Altar – und ökumenische Gefälligkeiten. Also „Lähmung durch Reformeifer“ (O-Ton Ratzinger, wie sein Biograf Peter Seewald schreibt). Das alles dauert jetzt schon fünfzig Jahre und findet im Synodalen Weg seinen soundsovielten Aufguss. Kirche wie ein Parlament, Progressive gegen Konservative, hohe Politik, die die Menschen mit ihren Alltagssorgen nicht interessiert. […]
Auf dem Hintergrund der Trümmer der Totalitarismen des zwanzigsten Jahrhunderts erkennt [Hannah] Arendt diese lichte Wahrheit: ,Das Wunder, das den Lauf der Welt und den Gang menschlicher Dinge immer wieder unterbricht und vor dem Verderben rettet, das als Keim in ihm sitzt und als Gesetz seine Bewegung bestimmt, ist schließlich die Tatsache der Natalität, das Geborensein.
Dass man in der Welt Vertrauen haben und dass man für die Welt hoffen darf, ist vielleicht nirgends knapper und schöner ausgedrückt als in den Worten, mit denen die Weihnachtsoratorien die frohe Botschaft verkünden: ,Uns ist ein Kind geboren’.“ Und dem Geheimnis der Menschwerdung (Weihnachten) wie auch der Gegenwart des Gekreuzigten in seiner Kirche (Ostern) begegne man nur dann in rechter Weise, wie Franziskus sagt, „wenn wir unsere Waffen ablegen und demütig und wesentlich sind“.<<
Der ganze Text ist auf der Homepage des Vatican-magazin abrufbar.
Vorankündigung für Februarheft
Aus meiner Feder bzw. Linse gibt es im Heft Februar 21 einen Fotoessay über die „terra dei santi“ anlässlich der zweiten Auflage meines literarischen Reiseführers „Poetische Pilgerorte“. Außerdem schreibe ich über Kloster Ottobeuren als Heiligtum der besonderen Art speziell im Hinblick auf das 200. Geburtsjahr von Pfarrer Sebastian Kneipp, das wir 2021 begehen und der in der Basilika von Ottobeuren nicht nur getauft und gefirmt wurde, sondern auch seine Primiz gefeiert hat.
Januar 21, 2021 No Comments
Assisi
Januar 20, 2021 No Comments
Corona – der Soundtrack
Schon seit einiger Zeit ergötze ich mich – wie ich zugebe – an der „Jerusalema Challenge“, allerdings natürlich vorwiegend an Videos dazu, die von diversen Polizeieinheiten erstellt wurden – weil es einfach witzig ist, wenn Jerusalema in voller Montur oder Uniform abgetanzt wird. Musikalisch finde ich den Song nicht besonders atemberaubend, das kann ich als jemand mit ruhigen Gewissen sagen, der 1985 noch die „Live Aid“-Konzert in Echtzeit am TV miterlebt hat.
Was es aber reißt ist der – zugegeben recht simple – Text. Denn der verweist auf Gott. Dass Jerusalem unsere Heimat ist, gemeint ist das himmlische Jerusalem, und dass wir keine Heimstatt hier haben, sondern unser Königreich dort ist.
Dass zu diesen Zeilen nun der halbe oder ganze Globus tanzt, kann man nicht wirklich schlecht finden. Man kann es, wenn man darüber meditiert, sogar wundervoll finden. (Man beachte auch die Wärmebildaufnahmen).
Januar 19, 2021 No Comments
Email aus Rom von Paul Badde zu „Poetische Pilgerorte“
Vor einigen Tagen habe ich eine schöne Email des bekannten katholischen Journalisten Paul Badde aus Rom bekommen, wo ihm scheinbar eine Büchersendung aus dem Verlag fe-medien den dortigen, viel strengeren, lockdown etwas versüßen konnte.
Paul Badde verschickt nicht nur sprachlich schöne Emails, sondern er pflegt an jede Mail ein interessantes selbstgemachtes kunsthistorisches Foto von einem Meisterwerk der christlichen bildenden Kunst anzuhängen.
Neulich schrieb er mir dazu folgendes:
… heute morgen kamen mit einem Postpaket aus Immenried im Allgäu auch Deine „Poetischen Pilgerorte“ hier in Rom an, in denen ich gleich kleben blieb, um Dir jetzt von Herzen dazu zu gratulieren. Da hast Du etwas ganz Wundervolles produziert […] Herzlichen Glückwunsch und möglichst viele Leser, die Deinen Wegen mit Deinem Buch unter dem Arm folgen mögen.
Wer mehr dazu erfahren möchte, der schaue hier auf die eigene Seite für das Buch, damals noch in der ersten Auflage im Michael Müller Verlag mit einer Rezension in der Tagespost. Die zweite Auflage meines Buches ist – wie bereits vermeldet – kürzlich im fe-medien Verlag erschienen.
Januar 14, 2021 2 Comments
Authentisch kochen ohne Chichi: Spaghetti Carbonara
Viel gibt es falsch zu machen bei diesem an und für sich enorm simplen Gericht. Ich habe zwanzig Jahre gebraucht, um aufzuhören, es zu kochen. Ich bereite es nur noch zu. Dann schmeckt es ganz von selbst – und wann immer mir das gelingt weiß ich, dass ich kochen kann.
Bei Spaghetti Carbonara kann man einige Fehler machen. Zuviel gehackte Zwiebel, zuviel Sahne, schlechter Supermarktspeck, die Sauce nach Hinzugabe des Eigelbs zu heiß halten, so dass es stockt und wir hernach praktisch Rührei mit einem Schuss Sahne auf den Spaghetti haben.
Wegen den Spaghetti mache ich nicht übermäßig heibei. Die Sorte, die ich bevorzuge, gibt es sogar in Italien nur ganz selten und ganz ehrlich gesagt sind die vom LIDL, die blauen, in einer ganz guten Qualität [Achtung. Dazu ein Update!*], mit der man zufrieden sein kann, wenn man sie nicht zerkocht. Das war nicht immer so, früher konnte man die kaum essen, aber jetzt ist es wirklich mehr als Okay.
Beim Speck darf man nicht den Fehler machen, auf den fertig geschnittenen zurückzugreifen. Man hole sich eine schöne Seite Bauchspeck, entferne die Schwarte und schneide anständige Würfelchen oder Schnitzelchen, je nach Belieben. Bei entsprechender Qualität braucht man für zwei Portionen Soße kaum eine halbe Handvoll Speck – in Italien war weniger schon immer mehr, bis auf wenige Ausnahmen. Diese Speckwürfel braten wir auf allerniedrigster Flamme mit einem satten Hieb Butter – ja es wird fett, aber wir essen ja dafür auch keine drei Leberkäsweck pro Tag – schön schmurgelig an und es tut mir leid für all jene, die irgendwelche Superinduktionsherde haben, am Besten gerät das wirklich auf einer echten Flamme unter einer Eisenplatte, auf der man die Pfanne auch mal ein bisschen hin und herschieben kann, um die Hitze zu regulieren. Ich mag das, denn alles, was ich drehen und anschalten muss, ist nicht so gut berechenbar wie eine saubere Flamme und eine schöne Herdplatte obendrüber. Gas ist wiederum auch nicht so ideal, da habe ich eine direkte Flamme und die ist sinnvoll um Steak zu braten, aber nicht, um irgendwas daherzuschmurgeln.
Zwiebeln braucht es gar nicht, die können wir aber trotzdem schön würfelig schneiden und an den Tomatensalat geben.
Den brutzelnden Speck schon mal schön mit frisch gemahlenem Pfeffer würzen, auch hier bin ich nicht penibel, ich nehme die bunte Sorte, weil ich die am liebsten mag. Puristen würden an eine weiße Soße selbstverständlich nur weißen Pfeffer geben, aber den mag ich einfach nicht. Dann mit einem Schuss Sahne ablöschen, weiterschmurgeln lassen, man kann jetzt ein bisschen Paprika, Cayennepfeffer, Muskat dazu geben, gerne auch ein wenig Parmesan hereinhobeln, das hebt ebenfalls den Geschmack. Statt Salz nehme ich meist gekörnte Brühe, und hier gibt es nun wirklich Unterschiede. Die aus dem Supermarkt schmeckt meist allzu nullachtfuffzehn. Da muss man durchprobieren. Die Spaghetti sind inzwischen fertig und nicht zu weich, werden abgegossen und ich mach mit denen nix mehr, kein Kaltwasser, kein Öl oder Schnickschnack, die kommen einfach in die Pfanne mit dem Speck und der Sahne, leicht unterziehen, und jetzt je nach Portion ein bis zwei Eigelb obendrauf geben und bei so wenig Hitze mit Sauce und Spaghetti vermischen, dass das Eigelb nicht „kocht“ bzw. „angerinnt“ bzw. „Rührei“mäßig wird. Sondern es soll einfach nur der Sauce eine wunderbar zarte Crema verleihen, weshalb man Bio-Eier von höchster Frische nimmt. Auf solche eine zartcremige Carbonara tun nur herzlose Menschen staubtrocken geriebenen Parmesankäse, der machte ja die ganze Konsistenz kaputt, weshalb wir ihn bereits der Sauce zugemischt hatten, allerdings auch nicht in trockener Pulverform, sondern schön frisch gehobelt, dass er schmelzen kann.
Bei mir gilt das mittlerweile als Sonntagsessen, seit ich einmal einen Sauerbraten von so elendiglicher Qualität bekam, dass ich mich während des Garens vor ihm ekelte. Also Notfallplan Carbonara, und es fällt tatsächlich auch unter Soul Food, also in Coronazeiten doppelt wohltuend. Genau wie Linsengemüse, Gulaschsuppe oder Chili con Carne. Aber darüber ein ander Mal.
*Update zu LIDL Spaghetti Marke Combino: Aus einem aktuellen Test von Spaghettimarken durchgeführt von der Zeitschrift ÖKO-Test geht hervor, dass Combino nur ein „ausreichend“ wegen zahlreicher kritischer Rückstande bekommen hat. Natürlich sehe ich es als meine Pflicht an, nach Kenntnisnahme dieser Info meinen Blogeintrag dementsprechend zu korrigieren. Ich persönlich werde mich auch ab sofort nach Spaghettis einer anderen Marke orientieren.
https://www.t-online.de/leben/id_89345436/-oeko-test-in-diesen-spaghetti-stecken-mineraloelbestandteile.html
Januar 10, 2021 No Comments