Journalistin und Autorin

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Zum 155. Geburtstag der heiligen Großfürstin Jelisaweta Fjodorowna

gebürtige Prinzessin Elisabeth von Hessen-Darmstadt und Konvertitin zum russisch-orthodoxen Glauben mein Artikel aus der Serie „Geistliche Paare“ über sie und ihren Mann Sergej, der Onkel des letzten Zaren für das Vatican-Magazin Ausgabe Mai 2017:

Sie war die schönste Frau ihrer Zeit in Europa – neben Kaiserin Elisabeth von Österreich – die deutsche Prinzessin Elisabeth Alexandra Luise Alice von Hessen-Darmstadt und Rhein. Und sie sollte als getaufte Lutheranerin und Konvertitin, Schwester der letzten Zarin, für die russisch-orthodoxe Kirche zu Jelisaweta Fjodorowna und, brutal ermordet von den Bolschewiken, zur heiligen Neumärtyterin werden.

Als eines von sieben Kindern am 1. November 1864 geboren und lutheranisch getauft auf den Namen ihrer heiligen Vorfahrin, Elisabeth von Thüringen, wuchs sie in einer liebevollen, doch nicht abgehobenen Umgebung auf. Ihr Vater Ludwig IV. von Hessen-Darmstadt ist der künftige Großherzog, ihre Mutter, Prinzessin Alice, die Tochter der englischen Königin Viktoria. Nach dem Vorbild ihrer heiligen Ahnin wurde sie angehalten, an Samstagen den Kranken in den Hospitälern Blumen zu bringen und stets nach den Armen,Waisen und Kriegsinvaliden zu schauen. Die älteren Kinder, also auch sie, hatten eigene Verpflichtungen im großherzoglichen Haushalt; sie mussten ihre Betten selbst machen, die Öfen besorgen, ihre Zimmer aufräumen und reinigen. Gleichzeitig legte Prinzessin Alice viel Wert auf die Pflege der schönen Künste, ihre Kinder sangen und musizierten –
von Ella, wie man Elisabeth in der Familie rief, wird berichtet, dass sie gut zeichnen konnte. Es hätte eine glückliche Kindheit und Jugend sein können, wenn nicht zuerst das dreijährige Brüderchen so unglücklich aus dem Fenster stürzte, dass es starb und schließlich im Winter des Jahres 1878 ein jüngeres Schwesterchen und die Mutter, Prinzessin Alice, der Diphtherie erlagen. Tapfer tröstete die Halbwaise nun ihre Großmutter, Königin Viktoria, die ihre weitere Erziehung übernahm.
Einige Frauen aus ihrem Hause waren bereits durch Heirat eng mit der Romanov-Dynastie verbunden wie etwa Maria Alexandrowna, die Gattin Zar Alexanders II. Dadurch kam es auch immer wieder zu verwandtschaftlichen Besuchen der Zarin, des Zarewitsch und seiner Geschwister, unter ihnen ein liebenswürdiger, stiller und sehr gläubiger junger Mann namens Sergej.
Gleichzeitig warb ein gewisser Prinz Friedrich Wilhelm von Preußen, der spätere Kaiser Wilhelm II., beharrlich um Ella, den diese allerdings als von eher rüpelhaftem Benehmen empfand – ganz anders als ihre große Liebe, Sergej Alexandrowitsch, ein schüchterner und zurückhaltender junger Mann von feiner Wesensart, den sie dann 1884 heiratete.

Inzwischen war Alexander II. einem Mordanschlag zum Opfer gefallen, und Alexander III. hatte den Thron bestiegen. Elisabeth war nun die Schwägerin des Zaren, und sie interessierte sich brennend für Russland, seine Sprache – und seinen Glauben. Gleichzeitig beeindruckte sie nicht nur die Gesellschaft am Zarenhof, wie den französischen Botschafter in St. Petersburg, Maurice Paléologue, sondern auch das einfache Volk. Der Franzose skizziert ihre Persönlichkeit in seinen Aufzeichnungen wie folgt: “Groß, schlank, mit hellen, unschuldsvollen tiefen Augen, zärtlichem Mund, weichen Zügen, einer geraden und feinen Nase, reinen, ebenmäßigen Linien, ist sie im Gang und in den Bewegungen von bezauberndem Rhythmus. Ihr Gespräch verrät einen schönen Geist, natürlich und ernst veranlagt.“ Ihrerseits ist Elisabeth vom tiefen und ernsten Glauben des Volkes ergriffen, ebenso wie von der äußerst frommen Zarenfamilie; sie ist fasziniert von Liturgie und Ritus der russisch-orthodoxen Kirche, dem sie zumeist nur unbeholfen folgen kann, wenn sie Sergej zum Gottesdienst begleitet. Sie weiß nicht, wie sie sich richtig verhalten soll, wenn er sich vor den Ikonen tief verbeugt und sie küsst – für eine Lutheranerin ein fremdartiger Brauch – also beschließt sie als Kompromiss vor dem heiligen Bild einen tiefen Knicks zu machen. Sergej betrachtete diese Hinwendung seiner Frau zur Orthodoxie mit zurückhaltendem Interesse – Elisabeth hat mehrmals heftig betont, er habe sie niemals zur Konversion überredet.
Der christliche Glaube verbindet die Liebenden tief und erhält einen entscheidenden Impuls, als der Zarenbruder Sergej mit Elisabeth gemeinsam eine Wallfahrt ins Heilige Land unternimmt, um dort an der Weihe der russischen Kirche „Heilige Maria Magdalena“ im Garten Gethsemane teilzunehmen. Als sie die Schönheit des Ortes sah, an dem der Herr so sehr gebetet, gewacht und gelitten hat, äußerte sie spontan, dass sie hier einmal gerne begraben sein wolle. Der Herr sollte diesen Wunsch auf besondere Weise erhören. Zunächst aber bereitet sie nach ihrer Rückkehr den Eintritt in die orthodoxe Kirche vor, schreibt Briefe an ihre Verwandten, fleht beinahe um Verständnis, vor allem bei ihrem Vater – der ihr dieses Verständnis aber versagt.
Wie ernst es ihr mit diesem Schritt ist, zeigt ein Zitat aus einem Brief an ihren Bruder: „Ich tue es mit so brennendem Glauben, da ich fühle, dass ich eine bessere Christin werden kann und einen Schritt auf Gott hintue. Ich tue dies aus der Überzeugung, dass es die höchste Religion ist.“
Am Vorabend zum Lazarussonntag des Jahres 1891 wurde sie in die orthodoxe Kirche aufgenommen, war Jelisaweta Fjodorowna geworden – es entsprach einem damaligen Brauch, dieses Patronymikon zu verwenden, wenn es den Namen des Vaters der betreffenden Frau im Russischen nicht gab – wie es bei Elisabeths Vater Ludwig der Fall war. Fjodorowna – das sollte bedeuten: „die Gabe Gottes“.
Im gleichen Jahr ernennt Alexander III. seinen Bruder Sergej, der während des russisch-türkischen Krieges zum Generalmajor befördert, dann den Oberbefehl über die Leibgarde des Zaren erhielt, zum Generalgouverneur von Moskau – ein neuer Lebensabschnitt für das junge Paar beginnt. Einander im Glauben ermutigend, weigern sie sich sogar, getrennt voneinander zu verreisen, möchte einer ohne den anderen nicht sein.
Als christliche Ehefrau strebt Jelisaweta vor allem nach den Tugenden der Vollkommenheit und Vergebung, sie schreibt: „Eine ganz vollkommene Frau zu sein – dies ist nicht einfach, denn man muss lernen, alles zu verzeihen.“ Gleichzeitig erhält sie in Moskau ausgiebig Gelegenheit, um ihren karitativen Tätigkeiten nachzugehen, die sie auch vor dem verrufensten Stadtviertel mit dem größten Elend, der höchsten Kriminalitätsrate und Kindersterblichkeit nicht Halt machen lassen – sehr zum Kummer der Polizeibeamten, die sie eigentlich schützen sollen und denen sie entgegnet, dass sie nichts zu fürchten habe, da sie unter dem Schutz des Allerhöchsten stehe, dessen Wille geschehe.
Als im Februar 1904 nach dem Angriff der Japaner auf Port Arthur der russisch-japanische Krieg ausbricht, sorgt sie sich nicht nur um das Wohl der verletzten Heimkehrer, sondern lässt ganze Feldkapellen, komplett mit Ikonostasen und allem, was für einen würdigen Gottesdienst nötig ist, an die Frontlinien schicken, den einzelnen Soldaten auch Geschenke wie kleine Ikonen und Gebetbücher für den Gebrauch im Feld. Mittlerweile residiert der ehemalige Zarewitsch, jetzt Nikolaus II. im Winterpalast, zusammen mit der jüngsten Schwester Elisabeths, Zarin Alexandra Fjodorowna. Den beiden Unglücklichen werden nur noch wenige Jahre vergönnt – Sergej und seiner Frau noch weniger Zeit bemessen sein: Am 17. Februar 1905 wirft der Sozialrevolutionär Iwan Kaljajew eine Bombe in die offene Kutsche des Gouverneurs von Moskau. Jelisaweta selbst ist kurz nach dem Anschlag vor Ort, um die blutigen Fleischstücke ihres Liebsten einzusammeln und seinen zerstörten Körper zunächst in die Kirche zu bringen – die Menschen erzählen sich, Sergejs Herz habe man auf einem der umliegenden Dächer gefunden.
Jelisaweta begegnet diesem unermesslichen Schmerz, dieser fundamentalen Erschütterung mit kämpferischem, christlichen Geist, wacht ganze Nächte betend und besucht den Attentäter im Gefängnis, um ihm ihre Vergebung zuzusichern und ihn zur Reue zu bewegen, damit er seine Seele retten könne. Sie lässt ihm die Heilige Schrift und eine kleine Ikone in der Zelle, doch Kaljajew bleibt verstockt.
Aus den ersten Schritten in die christliche Vergebung erwächst in Sergejs Witwe, die in den Jahren danach anfängt, das Herzensgebet immer inniger zu pflegen, der feste Wille, sich nun vollkommen in die Nachfolge Christi zu stellen. Durch den Verkauf ihres privaten Besitzes, vor allem auch ihrer Juwelen, wollte sie eine Klostergründung finanzieren, den „Martha und Maria Konvent der Barmherzigkeit“ in Moskau, das fast vier Jahre nach dem Attentat seine Pforten für sechs Schwestern öffnete – Jelisaweta hatte nämlich beobachtet, dass es in der monastischen Kultur Russlands an einer Gemeinschaft fehlte, die sowohl Gebet und liturgische Feiern mit tätiger Arbeit, vor allem karitativer Arbeit verband. So gehörte auch ein Hospital mit 22 Betten, eine Armenküche, eine Apotheke und ein Hospiz zu dieser Gründung. Im Martha- und Maria-Kloster leben bereits 12 Monate später schon 30 Schwestern und im Jahre 1913 werden 10.914 Patienten betreut und 139.443 kostenlose Mahlzeiten an Bedürftige ausgegeben. Der Glaubensweg, den Jelisaweta gemeinsam mit Sergej begonnen, der ihre Konversion damals mit Tränen in den Augen gesegnet hatte, und den sie nun alleine weitergehen musste, gestützt auf eine treue Gemeinschaft von Ordensschwestern, denen sie als Äbtissin vorstand, trug also reiche Frucht.
Doch mit der Kriegserklärung der Deutschen im August 1914 kam eine weitere, schicksalhafte Wende im Leben der Jelisaweta Fjodorowna. Ganz Russland wurde in diesem Sommer von einem hochexplosiven Gemisch aus patriotischen Gefühlen und aufgewühlter Deutschenfeindlichkeit ergriffen – es waren die Tage, in denen man Sankt Petersburgs Name „entgermanisierte“ – die Stadt hieß nun Petrograd. Zarin Alexandra Fjodorowna, die Schwester Elisabeths, die sehr zum Missfallen ihrer Schwester fast völlig unter dem Einfluss des sibirischen Wandermönchs Rasputin stand, wurde von manchen Politikern als deutsche Spionin betrachtet.
Der Zar wird im März 1917 abdanken, die provisorische Regierung fällt im Oktober (alter Kalender) bzw. November des selben Jahres und die Bolschewisten ergreifen die Macht. Die Zarenfamilie und ihre Verwandten werden deren blutiges Regime nur etwas mehr als ein halbes Jahr überleben. Nikolaus, Alexandra und ihre Kinder werden in Jekaterinburg erschossen, fast zur gleichen Zeit stößt man die Schwester der Zarin mit einigen anderen Adligen und einer Nonne in einen aufgelassenen Schacht im benachbarten Alapajewsk 30 Meter in die Tiefe. Möglicherweise konnten herausragende Balken noch ihren Aufprall abmildern, der Augenzeugenbericht eines der Täter beschreibt noch, dass man das Planschen von Menschen in Wasser hörte. Also warf man noch eine Granate hinterher, um das Werk zu vollenden. Die Antwort von unten war göttlicher Lobpreis und frommer Gesang. Dies erzürnte die Mörder vollauf und so sammelten sie Zweige und Kleinholz, brannten es an und warfen es hinunter, bis der Gesang endlich verstummte.
Angehörige der „Weißen“ bargen die Leichname und überführten sie zunächst nach China, dann nach Palästina. Elisaweta und ihre Leidensgenossin Barbara wurden in der Kirche der heiligen Maria Magdalena beigesetzt – der Herr hat seiner treuen Dienerin diesen einen Wunsch erfüllt.
Im Jahre 1981 wurden sie von der russischen Kirche im Ausland kanonisiert und werden seither als heilige Neumärtyrerinnen der russischen Orthodoxie verehrt.

November 1, 2019   No Comments

Gewidmet den Märtyrern des 20. und 21. Jahrhunderts – San Bartolomeo all’Isola in Rom

In dieser finsteren Nacht der Welt, umgeben von Unbarmherzigkeit im Westen gegenüber Ungeborenen, Alten und Sterbenden und von Gnadenlosigkeit im Nahen Osten unter einem Kalifat des Gräuels, ist es für manchen oft sehr schwer, einen Lichtschein am Firmament zu erblicken. Dabei hängt in Wahrheit über uns als ein glühendes Spektakel, wie ein Vorhang, der Vorhang vor dem Allerheiligsten Gottes. Eine wogende aurora borealis, die sich hebt und senkt und wallend unsere Welt mit dem Feuer der Liebe und dem Ganzopfer der Hingabe des eigenen Lebens mit Purpur durchsträhnt. Wir müssen nur hinschauen, nach oben, inmitten der Dunkelheit, die uns umgibt, und unsere Augen weit aufreißen, dann können wir es lodern sehen.
Sein santuario hat es auf Roms Tiberinsel gefunden, seit alters her ein Ort der Heilung und Heiligung: Wo heute die vor über tausend Jahren erbaute Kirche San Bartolomeo mit dazugehörigem Kloster steht, befand sich einst ein Äskulaptempel mit Hospiz. Neben dem Eingang zur Kirche findet sich der Eingang zum jüdischen Kinderkrankenhaus, was die Präsenz von bewaffneten Frauen und Männern in Uniform erklärt. Auch die „Barmherzigen Brüder“, die „Fatebenefratelli“ führen hier auf der Tiberinsel ein Krankenhaus, auf der gegenüberliegenden Seite des Kirchplatzes mit dem ebenfalls aus dem Jahre 1000 stammenden Marmorbrunnen.
San Bartolomeo wird von der geistlichen Gemeinschaft Sant’Egidio betreut und ist heute, genauer seit dem Jahre 2002 ein echtes Heiligtum der besonderen Art: Sie ist dem Andenken an Märtyrer des 20. und 21. Jahrhunderts gewidmet und versammelt so viele Reliquienschätze an einem einzigen Ort wie vermutlich keine andere Kirche der Welt. Alles ging auf eine Idee des seligen Johannes-Paul II. aus dem Jahre 1999 zurück – anlässlich des bevorstehenden Heiligen Jahres ließ er eine Kommission für die „neuen Märtyrer“ einrichten, die das Blutzeugnis der Christen im 20. Jahrhundert dokumentieren sollte. Das Team nahm seine Arbeit in den Gebäuden der zu San Bartolomeo gehörenden Klosteranlage auf und trug im Laufe seiner Tätigkeit rund 12.000 Dossiers und unzählige Materialien wie Briefe, Stolen, Gebetbücher oder andere persönliche Gegenstände zusammen.

Am 12. Oktober 2002 wurde San Bartolomeo feierlich zur Gedenkstätte für die neuen Märtyrer proklamiert, wodurch Papst Johannes-Paul II. einmal mehr sein feines Gespür für historische Zusammenhänge bewies: Denn die Gebeine des heiligen Bartholomäus, einem Apostel Jesu, der von vielen Forschern auch als „Nathanael von Kana“, einem ehemaligen Jünger Johannes des Täufers identifiziert wird, liegen in einem Sarkophag unter dem Hauptaltar. Die Kopfreliquie gelangte zwischen dem 11. und 12. Jahrhundert nach Deutschland und wird im Bartholomäusdom zu Frankfurt aufbewahrt, in dem lange Zeit die römisch-deutsche Kaiser und deutschen Könige gekrönt wurden.

Nathanael, den sie als Apostel Bartholomäus nannten, ging nach dem Pfingstereignis auf Missionsreise nach Ägypten, Indien und Armenien, wo er auch das Martyrium erlitt: Ihm wurde für die Zerstörung der dort verehrten Götzenbilder von einem Bruder des Königs bei lebendigem Leibe die Haut abgezogen, danach ans Kreuz geheftet oder auch, in einer anderen Fassung der Überlieferung, enthauptet. Dieses Geschehen solle sich im antiken Edessa, dem Urfa der modernen Türkei zugetragen haben, einer Stadt, die sich heute direkt an der Grenze zum Blutmolochreich des Islamischen Kalifats befindet.

Auf dem Hauptaltar befindet sich seit der Proklamation als Heiligtum für die neuen Märtyrer eine große, beeindruckende Ikone zu diesem Thema: Über dem ganzen Geschehen thront Jesus Christus, umgeben von Heerscharen von Engeln und Heiligen. Auf der sichelförmigen Wolke darunter stehen die Worte „Durch die große Bedrängnis hindurch“, darunter findet sich eine Kathedrale, gekrönt von Stacheldrahtzäunen, die ein Konzentrationslager symbolisiert, stellvertretend für die drei großen christlichen Konfessionen sind abgebildet der Lutheraner Dietrich Bonhoeffer, der einstige Patriarch von Moskau, Tichon, und der Dominikaner Giuseppe Girotti, der in Dachau ermordet wurde.
Des Weiteren sieht man auf der rechten Seite einstürzende Gebäude und Erschießungskommandos, die an den Völkermord an den Armeniern und das Leid der Christen in Albanien gemahnen. Ein anderer Bildabschnitt erinnert an gefolterte und getötete Bischöfe und Priester, unter ihnen auch Oscar Romero sowie Juan Gerardi und Giuseppe Puglisi – letztere wurden von der Mafia ermordet. Außerdem sind zu sehen Gefangene in einem rumänischen Kerker, ein Kloster auf einer der russischen Solovezkij-Inseln, das zu einem Gulag umfunktionierte wurde. Abgebildet ist auch ein katholischer Priester, der dort interniert war und einem alten orthodoxen Popen beistand, in dem er schwere Arbeit für ihn übernahm. Ein Beispiel, das zeigt, wie auch der abhängige und eingekerkerte Mensch noch für seinen Nächsten Akte der Liebe und Solidarität ausführen kann. Auch die Schar verfolgter Christen ohne Kennzeichen einer Nation erfüllen die göttlichen Gebote, indem sie in ihrer eigenen Bedrängnis noch andere speisen, sich um die Kranken kümmern und allen das Evangelium verkünden. Nähert man sich betrachtend und meditierend dieser Ikone über dem Hauptaltar, so spürt man das Wehen des göttlichen Liebesbrandes, Schrecken, Leid, Not und Tod transformieren sich zu Ereignissen mit tieferer, überweltlicher Bedeutung, die herrliche Ikone scheint wie umhegt von riesigen Engelsflügeln, das Schicksal all dieser bekannten und unbekannten Menschen eingehegt in das Gold, zu dem sie geworden sind, als sie durch die dargestellten Brennöfen gingen.

Von den acht Seitenkapellen sind sechs den modernen Märtyrern gewidmet und bergen Reliquienstücke verschiedenster Art und von Angehörigen der großen christlichen Konfessionen. In der Kapelle des heiligen Franziskus, die den Opfern des Kommunismus gewidmet ist, finden sich deshalb auch das Skapulier eines rumänisch-orthodoxen Archimandriten und der Rosenkranz eines orthodoxen Priesters, Aleksander Men’, der am 9. September 1990 in Moskau am Altar seiner Kirche erschossen wurde, während er die göttliche Liturgie zelebrierte. Am Bekanntesten dürfte für westliche Ohren der Name Jerzy Popieluszko klingen, der im Jahre 2010 selig gesprochen wurde. 1972 zum Priester geweiht, trat er seinen Dienst in der Nähe von Warschau an. Ab Verhängung des Kriegsrechts am 13. Dezember 1981 zog er mit seinen „Messen für das Vaterland“ immer größere Massen von Gläubigen an. In seinen Predigten prangerte er soziale Missstände, die Verletzung von Menschenrechten, den forcierten Atheismus und psychische wie physische Übergriffe des Regimes an.

Die Kapelle des heiligen Karl Borromäus ist den neuen Märtyrern des amerikanischen Kontinents gewidmet. Wir finden hier unter anderem das Messbuch des seligen Oscar Arnulfo Romero, Erzbischof von San Salvador, der am 24. März 1980 während einer Messe in der Krankenhauskapelle von San Salvador erschossen wurde. Sein gewaltsamer Tod gab das Signal zum Beginn des Bürgerkrieges in El Salvador.

In der Kapelle der heiligen Francesca Romana versammeln sich liturgische und persönliche Gebrauchsgegenstände zum Andenken an die neuen Märtyrer in Asien, Ozeanien und Nahost.
Dem Besucher ist das Berühren der Gegenstände üblicherweise verwehrt, so bleibt nur, sich betend auf den steinernen Absatz zu knien und um die Fürsprache von beeindruckenden Persönlichkeiten wie Shabaz Bhatti oder Don Andrea Santoro zu bitten. Bhatti war der zuständige Minister in Pakistan für die Minderheiten, er wurde in Islamabad am 2. März 2011, als in Deutschland der Kirchenkampf um das so genannte „Memorandum Kirche“ tobte, erschossen, weil er sich für den Dialog und für den Frieden in seinem Land unter den religiösen Minderheiten einsetzte. Berühmt geworden ist sein geistliches Testament, in dem er
ein klares und entschiedenes Bekenntnis zu Jesus Christus ablegt: „Ich denke, dass die Hilfsbedürftigen, die Armen, die Waisen, welcher Religion sie auch immer angehören, zu aller erst als Menschen zu sehen sind. Ich denke, dass diese Menschen Teil meines Körpers in Christus sind, dass sie der verfolgte und hilfsbedürftige Teil von Christi Körper sind. Wenn wir diese Mission zu Ende bringen, werden wir uns einen Platz zu Jesu Füßen verdient haben und ich werde Ihn anschauen können, ohne mich schämen zu müssen.“
Bhattis Bibel ist hier ausgestellt, neben Kelch, Patene und Stola von Andrea Santoro, einem missionarisch tätigen Priester in der Türkei, der von einem Jugendlichen am 5. Februar 2006 ermordet wurde, während er ins Gebet vertieft war. Auch Luigi Padovese, apostolischer Vikar in Anatolien, ereilte dieses Schicksal am 3. Juni 2010. In der Kapelle der heiligen Francesca Romana bewahrt man seine Mitra auf.

Den Opfern des Nationalsozialismus ist die Kapelle zu den schmerzhaften Geheimnissen gewidmet. Hier findet sich ein Brief des seligen Franz Jägerstätters, den er kurz vor seiner Enthauptung am 9. August 1943 aus dem Gefängnis schrieb. Außerdem findet sich dort eine Reliquie des seligen Kardinals Clemens August von Galen, dem Erzbischof von Münster, der sich unter dem Wahnsinn des Hitler-Regimes mutig in aller Öffentlichkeit gegen das Euthanasieprogramm an Kranken und Behinderten stellte, weshalb er auch den Beinamen „Der Löwe von Münster“ trägt.
Das Andenken an die neuen Märtyrer Europas bewahrt die Kapelle der „Madonna della Pace“ auf. Darunter auch Stola und Kreuz des Giuseppe Puglisi, der von Angehörigen der Mafia am 15. September 1993 ermordet wurde.

Die Kapelle des heiligen Antonius von Padua hütet persönliche Gegenstände von modernen Märtyrern in Afrika und Madagaskar, darunter auch das Kreuz, das Schwester Leonella Sgorbati zum Zeitpunkt ihres Todes trug. Sie wurde im Alter von 66 Jahren in Mogadischu von sieben Kugeln getroffen, als sie gerade das Krankenhaus verließ, wo sie Unterricht in Krankenpflege gegeben hatte.

Für jeden Rompilger ist die Basilika San Bartolomeo tatsächlich zu einem spirituellen must geworden, für jeden Christen, egal welcher Konfession oder Großkirche er angehört, wird der Besuch dieses Ortes einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Aber lassen wir unseren mittlerweile emeritierten Papst sprechen, der die Gedenkstätte am 7. April 2008 besucht hat, denn trefflichere Worte lassen sich kaum finden: „Der auferstandene Jesus durchleuchtet ihr Zeugnis. So können wir den Sinn ihres Martyriums verstehen. Es ist die Macht der Liebe, wehrlos und siegreich zugleich auch in der scheinbaren Niederlage.“
Dem betenden Pilger wird diese Einsicht aufgehen, und er wird getröstet und beeindruckt zugleich diese wunderbare Wallfahrtsstätte verlassen.


Ikone auf dem Hauptaltar „Attraverso la grande tribolazione“

/Zuerst erschienen in der Serie „Heiligtum der besonderen Art“ im Vatican-Magazin August-September 2015/

März 29, 2016   No Comments

In memoriam Fritz Michael Gerlich

Heute ist der 80. Todestag des merkwürdig ignorierten und in Vergessenheit geratenen journalistischen Widerstandskämpfers Fritz Michael Gerlich.

Die KNA hat dazu einen Beitrag gebracht.

Zum Anlass seines 130. Geburtstags erschien mein Porträt des mutigen Journalisten und seiner spirituellen Mutter, Therese von Konnersreuth, im Vatican Magazin Februar 2013 unter dem Titel „Gottes Kampfsau und Jesu Seherin“:

Im Frühsommer 2010 war Fritz Michael Gerlich als „Das furchtlose Rauhbein“ Titelthema dieses Magazins. In Form eines Gesprächs mit dem Historiker Rudolf Morsey würdigte es das journalistische Schaffen eines Mannes, welcher der breiten Öffentlichkeit weitgehend unbekannt ist. Es sollte ein kleines Plädoyer für die Seligsprechung einer markanten Persönlichkeit des katholischen Widerstandes sein, die in der offiziellen Geschichtsschreibung leider häufig vernachlässigt wird: Am 15. Februar dieses Jahres würde Fritz Michael Gerlich, der im Jahre 1883 in Stettin als ältester Sohn eines Fischhändlers geboren wurde, seinen 130. Geburtstag feiern.
Wie wir sehen werden, war Gerlich schon Anfang der Zwanziger Jahre ein entschiedener Gegner Hitlers und seiner Anhängerschaft. Aber erst die Begegnung mit Therese Neumann und dem Konnersreuther Kreis, einer Zelle des katholischen Widerstands, seine darauf folgende Konversion und die Gründung der katholischen Wochenzeitung „Der gerade Weg“, in der er vehement gegen Hitler anschrieb, ließen ihn zu einem ernstzunehmenden politischen Feind werden. Nur wenige Monate nach der Machtergreifung im Januar 1933 wurde Gerlich dann auch verhaftet und seine Zeitung verboten. Als einer der ersten Märtyrer des deutschen Widerstands wurde er im KZ Dachau am 30. Juni 1934 ermordet.
Doch wie kam es eigentlich zu der schicksalhaften Begegnung mit Therese Neumann und dem Konnersreuther Kreis?

Am 3. August 1927 erschien in der Beilage „Die Einkehr“ der Münchner Neuesten Nachrichten ein ausführlicher Bericht von Erwein von Aretin, einem überzeugten Katholiken, worin er seine Erlebnisse anlässlich eines Besuch bei der Seherin Therese Neumann in Konnersreuth schildert.
Zu diesem Zeitpunkt ist die Erstgeborene von elf Kindern einer Schneidersfamilie aus ärmlichen Verhältnissen kaum 30 Jahre alt und seit über einem Jahr an Händen, Füßen, Brust und Kopf stigmatisiert. Bereits im Alter von 14 Jahren verdingt sie sich als einfache Gehilfin und Magd, keine Arbeit ist ihr zu hart oder zu schmutzig. Daneben besitzt sie eine tiefe, im guten Sinne einfältige Frömmigkeit. Eigentlich von robuster Natur und zupackend, verunfallt sie im Jahre 1918 schwer, während sie bei Löscharbeiten an einem Scheunenbrand mithilft. Von diesem Zeitpunkt an beginnt ihr körperliches Leiden, gegen das sie sich zunächst aufbäumt. Therese will arbeiten, sie will sich nützlich machen, sie will weiterhin tüchtig sein. Doch all ihre tapferen Versuche, die Folgen dieses ersten Unfalls zu überwinden, weiterzuarbeiten, führen nur zu weiteren Unglücksfällen wie Stürzen von Leitern und Kellertreppen mit immer gravierenderen Folgen bis zum Eintritt der endgültigen Bettlägrigkeit und einer darauf folgenden rätselhaften Erblindung.
Fast vier Jahre lang liegt Therese leidend und blind auf ihrem Lager, bis sie am 29. April 1923, dem Tag der Seligsprechung der von ihr besonders verehrten Namenspatron Thérèse von Lisieux auf wunderbare Weise ihr Augenlicht zurück erhält. Das Los der Bettlägrigen wird damit nur ein wenig leichter, es folgen unerklärliche Lähmungen, Verrenkungen, eine Blinddarmentzündung, alles einhergehend mit furchtbaren Schmerzen – dazwischen wieder ebenso unerklärliche Heilungen.
Die Resl findet sich allmähich damit ab, dass sie der Heiland als „Sühneseele“ auserwählt hat und nimmt nun auch zu ihren eigenen Leiden diejenigen anderer, von denen sie erfährt, freiwillig und voll Gottvertrauen auf sich.
Ihre Schauungen gehen, wie bei vielen anderen Seherinnen, parallel zu den liturgischen Ereignissen des Kirchenjahres und beziehen sich nicht nur auf Jesus Christus oder die Heilige Familie, sondern auch auf Heilige wie den Apostel Johannes oder Franz von Sales, auf Begebenheiten wie die Steinigung des Stephanus oder die Stigmatisierung des heiligen Franziskus. Ostern 1926 empfängt sie selbst ihr erstes Stigma – es ist die Seitenwunde des Herrn -, das sie zunächst verborgen hält. Im Verlauf dieses Jahr kommen Stigmata an Händen und Füßen hinzu, im November fängt ihr Kopf an zu bluten; geradeso, als trüge sie eine Dornenkrone.
In ihren Ekstasen spricht sie, eine einfache Bauernmagd, teils in aramäischer Sprache.
Es heißt, dass Therese, die schon im Zusammenhang mit ihrem ersten Unfall kaum feste Nahrung bei sich behalten konnte, sich ausschließlich von der Heiligen Kommunion ernährt.

Der Rummel um ihre Person nimmt zu, nach Konnersreuth kommen nicht nur Gläubige, die geistliche Ermutigung suchen, sondern auch Scharen von Neugierigen und Zweiflern. In Zeitungen wie Zeitschriften findet das Phänomen Konnersreuth breite Beachtung, doch die Berichterstatter sprechen recht einmütig von einem hysterischen Phänomen oder schlichtem Schwindel. Kirchenfeindliche Kreise wollen die junge Frau am liebsten interniert sehen. Das öffentliche Interesse an dem Fall ist enorm hoch und der Bericht Erwein von Aretins für die Beilage der Münchner Neuesten Nachrichten musste viermal nachgedruckt werden und wurde in 32 Sprachen übersetzt.

Auch Fritz Gerlich, der Chef von Aretins, welcher aus einer calvinistisch geprägten Familie stammt, lassen die Schilderungen seines Mitarbeiters nicht los. Er ist überzeugt davon, dass es sich hier um einen groß angelegten Schwindel handle und fühlt sich berufen, Therese Neumann als Betrügerin auffliegen zu lassen. Im September 1927 fährt er deshalb selbst von München nach Konnersreuth, um eigene Beobachtungen, Befragungen und Untersuchungen anzustellen. Er wird dort drei Männern begegnen, welche später zusammen mit ihm den inneren Kern des Konnersreuther Kreises bilden und einen wesentlichen Einfluss auf seinen weiteren Lebensweg haben werden: Der Kapuzinerpater Ingbert Naab, Franz Xaver Wutz, einem Professor an der katholischen Universität Eichstätt sowie Fürst Erich von Waldburg-Zeil. Doch es geschieht noch weitaus mehr. Nicht nur, dass es Gerlich nicht gelingt, die Resl als Schwindlerin zu entlarven, die Begegnung wird vielmehr der äußere Anstoß für seine spätere Konversion zum katholischen Glauben.
Erwein von Aretin schreibt in seiner Biografie aus dem Jahre 1949 „Fritz Michael Gerlich. Ein Märtyrer unserer Zeit“ über dessen Konversionserlebnis in Konnersreuth: „Dieser rasche und tiefdringende Verstand hatte wie im Schein eines Blitzes die ernste Wirklichkeit vor sich aufleuchten sehen, neben der die Realität unseres irdischen Lebens nur wie ein Gleichnis ist, wie der Spiegel, von dem Paulus im Korintherbrief spricht, der gleiche Paulus, der Ähnliches vor Damaskus selbst erlebt haben mochte.“

Gerlich wird vom Eifer für die Echtheit der Schauungen und Stigmata der Resl ergriffen und widmet sich bereits vor seinem Eintritt in die katholische Kirche in den Jahren 1928 und 1929 in zwei umfangreichen Bänden zum einen der Biografie, zum anderen dem Plädoyer für die Wahrhaftigkeit der Ereignisse um die Seherin von Konnersreuth. Während der Phase vor seiner Taufe am 29. September 1931, bei der er seinen zweiten Vornamen „Michael“ erhält, wird er von Pater Ingbert Naab, geistlich begleitet. Pater Naab engagiert sich schon seit Jahren im Widerstand gegen den Nationalsozialismus und findet in Gerlich einen glühenden Kampfgenossen. Seit dem gescheiterten Hitlerputsch am 9. November 1923 ist Gerlich nicht nur ein erbitterter Feind der Kommunisten, sondern auch der Nationalsozialisten. Der Journalist war nicht nur am Vorabend im Bürgerbräukeller anwesend, der von Hitler und seinen Anhängern gestürmt wurde, er hatte auch die Rede des bayerischen Generalstaatskommissars von Kahr mitverfasst. Ohnmächtig vor Wut musste er damals miterleben, wie die SA seine Redaktionsräume besetzten, um einen manipulierten Artikel zu den Ereignissen im Bürgerbräukeller in den Münchner Neuesten Nachrichten in Umlauf zu bringen.
1928, fünf Jahre später, verliert Gerlich seinen Posten bei der Zeitung, weshalb er sich, auch dank einer großzügigen Abfindung, seinem damaligen Hauptinteressengebiet Konnersreuth widmen kann.
Therese prophezeite jedoch, er werde nochmals als Journalist arbeiten – und sollte Recht behalten.
Zunächst übernimmt er die Chefredaktion des Illustrierten Sonntags, mit finanzieller Unterstützung des Fürsten von Waldburg-Zeil, der sowohl von Gerlichs journalistischen Fähigkeiten als auch von dem Mut, mit welchem er seine Überzeugungen vorträgt, beeindruckt ist.
Im Januar 1932 wird der Illustrierte Sonntag in „Der gerade Weg. Deutsche Zeitung für Wahrheit und Recht“ umbenannt. Für „Der gerade Weg“ schreiben auch Pater Ingbert Naab und Professor Wutz, doch die schärfste rhetorische Klinge führt Gerlich, der sich nicht scheut, die Nazi-Ideologie offen – und durchaus prophetisch – als „geistige Pest“ zu bezeichnen, die zu Massenmord und Blutbädern führen werde.
Bald gab es Beschwerden wegen Gerlichs derber und agressiver Polemik, vor allem, weil er mit seiner harschen Kritik auch nicht vor der katholischen Zentrumspartei halt machte. Schließlich nahm ihn der Münchner Kardinal von Faulhaber, der Gerlich auch gefirmt hatte, in Schutz: „Wenn Dr. Gerlich in der Form eine scharfe Klinge schlägt und zuweilen über die Schnur haut, auch am Zentrum und seinen Männern Kritik übt, so sind das eben Begleiterscheinungen, die im Kampf der Geister bei einem neu auf den Plan tretenden Kämpen immer wieder vorkommen werden. Als Katholik aber hat Dr. Gerlich die besten Absichten. Der hiesige Klerus ist begeistert, dass endlich auf katholischer Seite ein Mann aufgetreten ist, der den Gegnern die Stange hält, wenn er nicht, wie ihm angedroht wurde, durch Meuchelmord stumm gemacht wird.“ Genau das aber sollte sehr bald geschehen.

In allen Belangen, den geistlichen wie auch den geschäftlichen, stützten sich Chefredaktion und Mitarbeiter auf die Ratschläge der Seherin von Konnersreuth, die manchmal aus „Durchhalteparolen“ bestanden, manchmal auch sehr konkret waren. Er solle in der Schweiz bleiben und nicht zurückkehren, riet sie Gerlich einmal anlässlich einer Reise. Doch der ignorierte die Warnung mit dem Hinweis, er sei bereit, für das, was er schreibe, mit seinem Leben einzustehen.
Am 9. März 1933 erfolgte Gerlichs Verhaftung durch die SA, bei der er schwer misshandelt wurde, seine Zeitung wurde wenige Tage später verboten. Die Resl hatte die Ereignisse dieser Tage im fernen München von ihrem Krankenlager aus gesehen. Nach 16 Monaten zermürbender Haft – man gab Gerlich einmal eine Pistole mit der Aufforderung, sich selbst zu erschießen, um sich weitere Misshandlungen zu ersparen, war er immer noch ungebrochen: Die Aufforderung zum Suizid verweigerte er mit dem Hinweis auf seinen katholischen Glauben, der ihm dies verbiete.

Für den Märtyrer Fritz Michael Gerlich hat sich, glaubt man der Frau, die ihn zum wahren Glauben bekehrt hat und stets geistlichen Rat für ihn hatte, am Ende die Mühe des irdischen Lebens, die Drangsal, die Verhaftung, die Folter und der gewaltsame Tod in die ewige Glückseligkeit verwandelt.
Am Allerheiligentag 1934, nur wenige Monate nach seiner Ermordung, hat Therese die Seele Fritz Michaels Gerlich geborgen im ewigen Glanze himmlischer Herrlichkeit geschaut.

Juni 30, 2014   No Comments