Category — Orthodoxe Kirche
Georgia Briggs: Ikone. Ein Roman
Sie ist erst 12 Jahre alt und wurde auf den Namen Euphrosyne in der orthdoxen Kirche getauft. Die heilige Euphrosyne von Alexandria trat in ein Männerkloster ein, weil es in der ganzen Umgebung kein Frauenkloster gab und täuschte vor, ein Eunuch zu sein. Sie starb friedlich und zählt nicht zu den Märtyrerinnen. Doch dieser Hintergrund hat für die junge Heldin dieses dystopischen Romans von Georgia Briggs keine weitere Bedeutung.
Er spielt in der nahen Zukunft in den Vereinigten Staaten von Amerika, wo das Äon der „religiösen Toleranz“ eingeläutet wurde, ein Ministerium dazu eingerichtet wird und unter diesen Vorzeichen Christen, die an der Osternacht teilnehmen, von der Polizei verfolgt und erschossen werden. Auch Euphrosynes Eltern ist das passiert – und sie konnte sich nur dank einer Ikone des heiligen Nikolaus von Myra retten. Die für sie bestimmte Polizeikugel durchbohrte stattdessen seine Brust. Als sie versucht, die Kugel zu entfernen, fängt das heilige Bild an zu bluten. Nach diesem Vorfall lebt sie bei ihren Großeltern, die nicht gläubig sind und ihr einschärfen, sie solle ihren Taufnamen vergessen: Biblische Namen und Namen von Heiligen sind im neuen Zeitalter der religiösen Toleranz verboten; Euphrosyne muss sich mit „Hillary“ ansprechen lassen und darf ihren eigentlichen Namen, auf den sie getauft wurde, nicht mehr nennen. Auch anderen ihrer Mitschüler widerfährt dies – aber Euphrosyne gibt nicht auf. Zufall oder nicht, sie kann Kontakt zu einer orthodoxen Untergrundgemeinde aufnehmen, die sehr konspirativ agiert. Alles scheint für einen Moment gut auszusehen und Euphrosyne gibt nicht auf. Dennoch … das Regime scheint übermächtig zu sein.
Aber lesen Sie selbst.
Der Roman erschien zunächst auf Englisch, dann auf Rumänisch und Russisch und liegt nun auch in deutscher Sprache vor.
Georgia Briggs: Ikone. Ein Roman.
Edition Hagia Sophia, Wachtendonk 2024
ISBN: 9-783963- 211133
Mai 3, 2024 1 Comment
Gespräch mit dem serbischen Bischof Andrej von Wien und Österreich
Seit einiger Zeit kooperiere ich mit CNA deutsch. Dort finden sich von mir nicht nur Artikel, die bereits in print erschienen sind, sondern auch eigenständige Arbeiten und Reportagen.
Anlässlich der Weltsynode in Rom hatte ich ein interessantes Gespräch mit dem serbisch-orthodoxen Bischof Andrej von Wien und Österreich, der der Meinung ist, dass uns eigentlich nur das Papstamt trennen würde und dieser Umstand überwunden werden könne.
November 9, 2023 No Comments
Tatjana Goritschewa – scharfe Kritikerin der deutschen katholischen Theologie
Ich lese zur Zeit ihre Werke – sie war eine zum Glauben gekommene russische Philosophin – und habe gemeinsam mit einer lieben Freundin, die mit ihr befreundet war und in engem Briefwechsel stand, einen Artikel über sie für die kommende Ausgabe des Vatican-Magazin geschrieben. Dass die osteuropäischen Dissidenten aus der Zeit des Kalten Krieges heute praktisch aktueller sind denn je, hat ja bereits Rod Dreher in seinem jüngst auf Deutsch erschienenen Buch „Lebt nicht mit der Lüge!“ festgestellt. Die folgende Passage aber hat mich aufhorchen lassen. Sie stammt aus ihrem Titel „Unaufhörlich sucht der Mensch das Glück“:
„Die Zeit liegt lange hinter mir, als ich an einer theologischen Hochschule in Deutschland [Anm. BW: Sankt Georgen in Frankfurt] studierte und die Erfahrung machen musste, dass da mehr über Gott gelacht wurde, als dass man, von seiner Größe und Herrlichkeit ergriffen, seine Wirklichkeit verkündet hätte. … Ich fahre auch schon lange nicht mehr auf theologische oder exegetische Tagungen, wo etwa selbstzufriedene modernistische Exegeten mit gelehrter Miene beweisen wollen, dass es den „Stern von Bethlehem“ nie gegeben hat (interessant genug, woher sie das so genau wissen) und dass selbst „Bethlehem“ nie existiert hat. … „Dass Jesus in Bethlehem geboren wurde, das haben sich doch die Evangelisten nur ausgedacht. Eine ergreifende Unwahrheit, wollten sie doch nur, dass die alten Prophezeiungen in Erfüllung gehen.“ Und weiter erzählte man uns, dass Isaak älter als Abraham war und folglich nicht sein Sohn sein konnte und dass es natürlich auch das Opfer des Abraham nicht gegeben hat.
Eine schreckliche Erinnerung habe ich an eine Versammlung, bei der die Teilnehmer überwiegend katholische Priester waren. Als ich von der Wichtigkeit des Kreuzes sprach („Nimm dein Kreuz auf dich und folge mir nach“) stürzten sie sich auf mich wie auf eine Verbrecherin: „Das ist doch Masochismus.“ „Das Kreuz kam im Christentum erst sehr spät auf, die ersten Christen kamen auch ohne Kreuz aus“, so hielt man mir entgegen – aber die ersten Christen wurden eben auch gekreuzigt, deshalb brauchten sie das Symbol des Kreuzes nicht. …
„Was ist dann, Ihrer Meinung nach, das Ziel des christlichen Lebens?“, fragte ich diese gelehrten Männer. Eine Antwort: „Das Ziel ist, dass die ganze Gemeinde reich und gesund ist.“ Welch Primitivismus, welche Abgeschmacktheit! So weit sind nicht einmal die Bolschewiki heruntergekommen. Denn die Kommunisten möchten Reichtum und Gesundheit für alle, nicht nur für sich selbst. Und doch waren das keine dummen Leute, die das gesagt hatten. Im Gegenteil, an sich waren diese kirchlich bestallten Ausleger des Wortes Gottes sympathische, gebildete Menschen, die ihren Nächsten Gutes wünschten. Nur beten konnten sie überhaupt nicht (obwohl, wie gesagt, fast alle Priester waren). Die meisten sagten, dass die „Periode des Gebets“ bei ihnen schon weit zurückliege. Während eines äußerst kurzen „Gottesdienstes“, der diese Bezeichnung kaum verdiente [okay, alles, was unter zwei Stunden dauert ist kein Gottesdienst aus orthodoxer Sicht 🙂 – Anm. BW], erhellte sich das Gesicht nur bei einer alten Frau „aus dem Volk“, die sich zufällig dort eingefunden hatte. Die übrigen aber saßen wie vorher schon mit kalten und gleichmütigen Mienen da, als ob da irgendein Tagungsgeschehen abliefe.
Nach solchen „Konferenzen“ werde ich für gewöhnlich physisch krank […]“
Soweit die Goritschewa. Und es hat sich in 40 Jahren nix geändert, denn exakt so lief eine Präsenzveranstaltung des „Fernkurs Theologie Würzburg“ vor ein paar Jahren ab. Der Dozent erzählte uns genau dasselbe zu Bethlehem, Priester nahmen jedoch nicht teil. Und ich war die einzige Frau, die gegen Frauenweihe war.
Ich habe was mit Goritschewa gemeinsam. Das hat mich gefreut. Ja, und die alten Frauen „aus dem Volk“ sind es hüben wie drüben, die für ihre Kirche alles täten und auch tun.
September 14, 2023 No Comments
Der Dichter und Philosoph Vladimir Jakubow an Tatjana Goritschewa
„Haben die Menschen im Westen nicht das Gefühl für die Tragik des Seins, für die Realität des Bösen verloren? Sie stießen mit dem allerrealsten Bösen zusammen: mit dem Totalitarismus, dem Terrorismus, und wissen nicht, wie man moralisch anständig auf das Böse antworten kann. [Die Möglichkeit eines pseudomoralischen Empörungsgehabes wie zettbe ein Shitstorm kannte man Mitte der Achtziger noch nicht und wurde deshalb von Jakubow, der in Riga eine Lagerhaft verbüßte, auch gar nicht erst in Erwägung gezogen. Selbst wenn, hätte er wohl nicht ernsthaft als Möglichkeit betrachtet. – Anm. BW]Sie denken, sie könnten sich von ihm lösen, indem sie Kompromisse schließen, ‚gute Werke‘ vollbringen usw. Es ist uns nicht gegeben, zu wissen, wohin das führt. Natürlich kenne ich den Westen fast nicht, und so Gott will, habe ich unrecht. Aber mir scheint, daß es dort die Versuchung eines allzu wohlbehaltenen ‚rosaroten‘ Christentums gibt. Wenn man das Böse auch anerkennt, so nur als ein naturgegebenes oder ein soziales Böses, d. h. als Böses ohne individuelle oder charakteristische Eigenschaften und nicht als Böses, das sich in konkreten Personen angesiedelt hat. Und doch hat Christus Dämonen aus Menschen ausgetrieben. Aufgrund unserer russischen Erfahrung wissen wir, wie undurchdringbar das Böse zu sein pflegt, mit welchem Panzer es den Menschen umgibt – und keinen Zugang zur Seele läßt. Sonst könnte es weder Henker geben noch Opfer, weder Märtyrer noch ihre Peiniger … Es ist unvermeidlich, daß Verführungen kommen. Aber wehe dem, der sie verschuldet. (Lk 17,1). Und Jesus fährt fort, indem er über den Mühlstein spricht. Im Evangelium gibt es schreckliche Worte, die keinen Platz lassen für einen rosaroten Optimismus. Es seltsam, daß der Westen seine eigene Erfahrung des Bösen hat. Haben sie die Worte des Evangeliums vergessen?“
August 23, 2023 No Comments
Lobeshymne aus dem Prolog von Ochrid (orthodox) vom 3. Februar
Die dunkle Erde
Die Weite der See dehnte sich in alle Richtungen;
Die Erde als Stamm des himmlischen Gartens;
Doch als ein dunkler Stamm mit goldenen Früchten –
So ist die dunkle Erde, darüber das Sternenfirmament.
Die Erde streckt still ihre unsichtbaren Zweige aus,
Und auf den Zweigen Sterne – goldene Äpfel.
O welch wundervolle Frucht aus billigem Schlamm,
Aus Gottes Erbarmen der dunklen Erde gegeben!
Und der Mensch ist Erde, der Körper der Erde,
Im Firmament die Sterne – dies sind die guten Werke,
Seine Gedanken sind Regenbögen, sie reichen bis an die Enden der Welt –
Unsichtbare Zweige mit Sternen an ihren Spitzen!
Frucht! Frucht sucht der Herr beim geschaffenen Menschen,
Nur nach Frucht richtet Er das Leben der Menschen.
Wenn der Tod den Baum schüttelt, mögen die goldenen Äpfel
Unseres Lebens in Gottes Hände fallen.
Dann wirst du sagen können: „Es war nicht vergeblich –
Um der schönen Wirklichkeit willen träumte ich einen häßlichen Traum!“
Februar 3, 2023 No Comments
S. E. Metropolit Mark der russisch-orthodoxen Kirche im Ausland zur Ukraine
Wer sich vom Westen aus ein Bild zu den Verhältnissen in der Ukraine machen will, fühlt sich schon länger von den deutschen Medien, auch römisch-katholischer Provenienz, mindestens verschaukelt.
Wer die russische und/oder ukrainische Sprache lesen und verstehen kann, hat es ein wenig besser.
Nun hat S.E. Metropolit Mark von Berlin und ganz Deutschland (ROKA) einen bewegenden Gebetsappell veröffentlicht: Es geht um die Verfolgung der ukrainischen orthodoxen Kirche in der Ukraine selbst. Zugegeben, es ist ein wenig verwirrend: Einerseits gibt es also die Russisch orthodoxe Kirche im Ausland, diese untersteht aber NICHT Patriarch Kirill von Moskau und der ganzen Rus‘. Sondern hatte sich aufgrund der russischen Revolution und deren Folgen, nämlich die Emigration von Russen nach Europa konstituiert.
Zu den aktuellen Vorfällen aber mehr im Video.
Dezember 22, 2022 No Comments
Russisch-orthodoxe Allerheiligenkirche in Strasbourg
Ich war wieder ein paar Tage unterwegs und bin dabei auch in der Nähe von Straßburg gewesen. Habe spontan beschlossen, die dortige russisch-orthodoxe Kirche mit benachbartem russischem Restaurant zu besuchen.
Auf der Fahrt durch die Peripherie habe ich einige dieser unsagbar hässlichen Siebziger-Jahre-Abraumhalden Kirchenbauten, natürlich römisch-katholisch, passiert. Heruntergekommen wie die ganze Umgebung, sollte man sie vielleicht einfach sprengen.
Ich weiß nicht, wie die Allerheiligenkirche des Moskauer Patriarchats aussehen würde, hätte man sie in den Siebzigern gebaut. Ich vermute aber stark, nicht viel anders.
Der Innenraum klassisch gestaltet, aber ohne Fresken, sondern ganz weiß und sehr einladend, fast schon ein wenig karg:
Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen, deshalb befindet sich auf dem Kirchengelände auch ein russisch-georgisches Restaurant, gemütlich eingerichtet à la russe.
Nach Dostojewski benannt, deshalb darf natürlich das berühmte Gemälde des großen Schriftstellers nicht fehlen:
Die Golubzi Moldawischer Art waren eine Offenbarung und wurden mit einer wundervoll cremigen Smetana serviert:
Daneben gibt es Blini mit Fleisch oder mit Kaviar, Borschtsch, Boeuf Stroganoff und ein paar kompliziert auszusprechende und schwer zu merkende feine georgische Gerichte, sowohl mit Fleisch als auch vegetarisch.
Alles in allem, sehr zu empfehlen – Montag Ruhetag.
Dezember 13, 2022 2 Comments
Von bleibender Aktualität, wie übrigens auch Hildegard von Bingen
„Wir predigen, Christus habe ein großes Werk vollbracht, indem er aus Menschen Engel machte. Wenn man dann die Beweise fordert und verlangt, wir sollen doch aus unserer Herde Beispiele dafür erbringen, so müssen wir still sein aus Furcht, anstatt Engel in Wirklichkeit Schweine aus dem Saustall und geile Hengste vorzuführen … Wahrlich, in der Gegenwart ist alles heruntergekommen und verderbt: die Kirche unterscheidet sich nicht von einem Ochsen-, Esel- und Kamelstall, und wenn ich herumgehe, um ein Schäflein zu suchen, so kann ich keines finden. Alle schlagen um sich wie Rosse und Wildesel und machen ringsum alles voll Schmutz, solche Reden führen sie.“
Hl. Johannes Chrysostomus (+407)
August 28, 2022 No Comments
Hirtenbrief der Russisch-orthodoxen Kirche im Ausland Sektion Europa
Die Bischöfe trafen mit Metropolit Mark in München vom 25. bis 26. Juli zusammen und verabschiedeten in Bezug auf die Ukraine, fast könnte man sagen, ja oder nicht nur fast, in brennender Sorge, folgenden Hirtenbrief:
>>As the bloodshed of war stains the ground in the lands of our fathers, we are affected by the agonies of our brothers and sisters, whose suffering must be our suffering and whose aid and salvation must be our deeply-willed desire. We express our profound gratitude for the response of our clergy and faithful to our appeals to aid refugees from Ukraine, and in many other ways to be of help and support. Yet we continue to see the terrible costs of war; we feel the sorrowful transformation of cultures as hatred becomes more commonplace and suspicion and fear replace love and compassion; we behold governments seeking political interests rather than the peace and benefit of their peoples; and we observe moral and ethical degradation becoming more prevalent all around us.<< Und noch: >> The Church is our steadfast bulwark in this world: her truth never changes, her heart never wanes, and her life is never modified to conform to the whims of the world. The more than fifteen European nations that comprise our dioceses have known many conflicts over their history, but the unity of the Church is greater than any conflict and must never be abandoned in times of trial.<< Die ganze Verlautbarung im Wortlaut auf Englisch also hier.
Franz der Erste lässt sich derweil mit einem indianischen Häuptlingskopfschmuck ablichten. Gut gemeint, aber ich sehe es leider mit zunehmendem Befremden.
August 1, 2022 No Comments
Hilfsprogramm der Russischen Auslandskirche in Großbritannien und Deutschland
Die ROKA bemüht sich weiterhin intensiv um Maßnahmen zur Linderung der Not durch die Folgen des Krieges in der Ukraine.
Neben dem intensiven Gebet und den Friedensbitten in der Liturgie umfasst dies ganz praktische Maßnahmen, in Zusammenarbeit mit der Ukrainischen Orthodoxen Kirche unter Metropolit Onuphry von Kiew. Ganzer Bericht hier zu finden. Auszüge untenstehend.
>>Secondly, practical aid to those suffering from this uncalled-for and evil fratricidal war continues to be offered in a multitude of ways by the Diocese. From the outset of the war, funds have been collected and transferred in large quantity to the humanitarian fund under the direct headship of the Primate of the autonomous Ukrainian Orthodox Church, His Beatitude Metropolitan Onuphry of Kiev and All Ukraine. These funds have been put towards the wholly humanitarian ends of helping those most suffering from the conflict, and not applied towards any military or political ends.<<
Das Programm ist ziemlich umfassend und beeindruckend. Ich habe bereits in Deutschland gespendet für die ROKA und ihren Einsatz für ukrainische Flüchtlinge. Beide orthodoxen Kirchen stehen vor einer enormen Herausforderung – aber ich denke, selbst unter diesen erschwerten Bedingungen ist wenigstens zwischen den orthodoxen Gläubigen eine friedliche Zusammenarbeit gut möglich.
Unter anderem:
>>Weekly food-bank provision in Geneva to all those refugee families in need; and similar provision in various parishes all across the Diocese.
“Establishment of pious Ukrainian Orthodox refugees in our parishes across the UK and Europe, providing a stable and familiar environment of prayer and community; and in several cases, in coordination with the Church Hierarchy in Ukraine, inviting refugee clergymen to celebrate the Divine Services in our parishes.
“Provision of a summer camp in the Swiss Alps (to take place at the end of July) specifically for Ukrainian children who are refugees in Europe.<<
Und noch einiges mehr. Diese Arbeit wird von mir voll und ganz unterstützt.
Juni 24, 2022 No Comments