Journalistin und Autorin

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Category — Klöster und Orden

Das Herzensgebet

„Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, erbarme Dich mir Sünder“ – so lautet der Text einer uralten Gebetsformel, zu russisch „Jesusgebet“ genannt“, im Deutschen eher geläufig als „Herzensgebet“. Es wird an einer Gebetsschnur gebetet und ist der „Rosenkranz“ der orthodoxen Kirche. Es mag einem Mönch oder einer Nonne aufgetragen sein, täglich 1000 Mal diese Gebetsformel zu wiederholen. In der deutschen Sprache ziehe ich die Bitte „Mein Jesus Barmherzigkeit!“ eigentlich vor, da es mir nicht so umständlich erscheint. Aber das ist alles Ansichtssache.
Da ich gerade eine Walaam-Phase habe, habe ich natürlich auf Youtube auch das Jesusgebet vertont gefunden, das EINTAUSENDMAL gesungen wiederholt wird. Es gehen mir leider langsam die Worte aus, um das zu beschreiben, was passiert, wenn man sich das – ob konzentriert oder nebenher – in ganzer Länge anhört.

September 30, 2020   1 Comment

Online-Messen

Neben der Möglichkeit, den youTube-Kanal aus Altötting zu verfolgen und so die Heiligen Messen aus der Gnadenkapelle live mitzufeiern oder um 15 Uhr den Rosenkranz zu beten, gibt es auch noch die Möglichkeit, den Livestream der Heiligen Messe aus dem westpfälzischen „Altötting“ – nämlich dem wundervollen Wallfahrtsort Maria Rosenberg, den ich ebenfalls schon im Vatican-Magazin als Heiligtum der besonderen Art vorgestellt hatte – , täglich um 10 Uhr zu verfolgen.
Es zelebriert ein guter und lieber Bekannter, Hochwürden Pfarrer Volker Sehy.

Ganz wichtig (nicht nur) für unsere orthodoxen Geschwister: Die Nonnen vom Kloster der heiligen Großfürstin Elisabeth in Buchendorf, bei denen ich letztes Jahr zu Gast sein durfte, übertragen jetzt sämtliche Gebete sowie die Göttliche Liturgie ebenfalls live:

Die Gottesdienste werden online übertragen auf https://www.facebook.com/Orthodoxes.Frauenkloster.

Nächste Übertragungen der Klostergottesdienste:

Sa, 04.04.20, 04.00: Morgengottesdienst mit Akathistos-Hymnos an die Allhl. Gottesgebärerin •
Stundenlesungen, Göttliche Liturgie

Sa, 04.04.20, 17.00: Vigil zum 5. Fastensonntag: Ged. der hl. Maria von Ägypten

So, 05.04.20, 06.40: Stundenlesungen, Göttliche Liturgie

Mo, 06.04.20, 17.00: Vigil zum Fest der Verkündigung an die Allhl. Gottesgebärerin

Di, 07.04.20, 08.00: Stundenlesungen, Typika, Abendgottesdienst mit Hl. Liturgie zum Fest

Weitere Infos auf der Internetseite des Klosters

April 3, 2020   No Comments

Die Mönche von Norcia – Newsletter

Vor einigen Jahren war ich gleich zwei Mal hintereinander zu Besuch bei der Mönchsgemeinschaft von Norcia, die in ihrem Heiligtum die Fundamente des Geburtshauses des Benedikt von Nursia hütet(e) – und sowohl die „neue“ wie auch die „alte“ Messe feiert. Mit vielen Mönchen und Novizen habe ich gesprochen und daraus einen schönen Artikel für die Tagespost gemacht. Außerdem einen für das Vatican-Magazin als „Heiligtum der besonderen Art“ – hier herunterladbar als pdf im Originallayout mit schönen Fotos der noch intakten Basilika.

Bei dem Erdbeben am 30. Oktober 2016 stürzte die Kirche ein – nur die Fassade mit der prachtvollen Rosette blieb noch stehen. Menschen knieten betend auf der Piazza von Norcia, es muss ein ähnlicher Moment gewesen sein wie wenige Jahre später der ungeheuerlicher Brand von Notre Dame in Paris.
Ich fühle mich Norcia und der Gemeinschaft immer noch verbunden – die Mönche haben einen Artikel von mir sogar ins Englische übersetzt eine Zeitlang auf ihrer Homepage übernommen, was mich sehr geehrt hat. Die Gegend um Norcia ist selbst für italienische Verhältnisse außerordentlich schön – dazu kommt noch, dass Cascia ganz in der Nähe liegt, mit dem unverweslichen Leib der heiligen Rita von Cascia, die ich damals natürlich auch besucht habe.

Nun, die Zeiten haben sich geändert, nach den mehrfachen Erdbeben sieht sich die sehr junge und sehr internationale Mönchsgemeinschaft vor einer neuen Herausforderung. Ich möchte meinen Lesern hier gerne einen Auszug aus dem Newsletter mit Fotos präsentieren. Einige meiner Leser sind auf meine Empfehlung hin sogar schon nach dort gepilgert, als das noch möglich war – das hatte mich immer sehr gefreut.
Hier aber nun die Auszüge aus dem Newsletter mit dem Titel „Death before our eyes“ (nein, das ist kein James-Bond-Titel, sondern ziemlich benediktinisch) und ein paar aktuelle Fotos:

>>Amid the coronavirus pandemic, life for the monks in Norcia (all healthy as of March 30) continues much as normal, with a few exceptions. Every morning, during the solemn high Conventual Mass, we have added prayers against pestilence. In the afternoon, we process through the property with relics of the True Cross, praying for liberation from “plagues, famines and wars,” as did the ancients, who knew these tribulations often arise together. Particularly in our prayers are the many doctors and nurses who are sacrificing much — and risking much — to keep others alive and return them to health. Our region of Umbria’s population is geographically dispersed, so the cases of coronavirus around us are fewer than in the far north. We know that this could quickly change.<<

>>A striking change for us has been the complete absence of visitors to the chapel. Although Norcia is off the beaten path, we are blessed to be able to often share our life — the chanted Office and Holy Mass — with visitors. The measures adopted by the Italian government have meant that most Italians now live in an imposed cloister in their homes and our friends abroad cannot travel. Hiddenness from the world takes on an almost sacramental symbolism during this extraordinary crisis.

For centuries, it was not possible to see up-close the mysteries of the altar. In certain periods, curtains were drawn at the most important moments of the Mass. Still today, the solemn prayers of consecration are said in the lowest of tones – a whisper – as the drama of the liturgy unfolds. The hiddenness intrinsic to the Mass (with an iconostasis in the Byzantine rite) was common to all in some form for many hundreds of years; it summoned an atmosphere of mystery. In our age, which demands to see in order to believe, God is offering us a chance to rediscover mystery – the mystery of the Mass’s unseen efficacy (2 Cor 4:18). We must rely on an invisible medicine for our ultimate salvation in the face of this invisible threat. << [Kursive Hervorhebungen von mir]

April 3, 2020   No Comments

Der Segen der heiligen Klara von Assisi – nach der Überlieferung

„Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Der Herr segne euch und behüte euch. Er zeige euch sein Angesicht und erbarme sich euer. Er wende euch sein Angesicht zu und schenke euch den Frieden, meine Schwestern und Töchter, und allen anderen, die in eure Gemeinschaft kommen und dort bleiben werden, und allen übrigen, gegenwärtigen und zukünftigen, die bis zum Ende ausharren in anderen Klöstern der Armen Frauen.

Ich, Klara, eine Magd Christi, eine Pflanze unseres hochseligen Vaters, des heiligen Franziskus, eure Schwester und eure sowie der anderen Armen Schwestern Mutter, obschon eine unwürdige, bitte unseren Herrn Jesus Christus durch seine Barmherzigkeit und durch die Fürsprache seiner heiligsten Mutter Maria, des heiligen Erzengels Michael und aller Heiligen beiderlei Geschlechts, der himmlische Vater gebe und bestätige euch im Himmel und auf Erden diesen seinen allerheiligsten Segen: auf Erden mehre er euch in seiner Gnade und in seinen Tugenden unter seinen Dienern und Dienerinnen in seiner streitenden Kirche, im Himmel erhöhe und ehre er euch in der triumphierenden Kirche, in der Schar der heiligen Frauen und Männer.
Ich segne euch in meinem Leben und nach meinem Tode, soviel ich vermag, mit all dem Segen, mit dem der Vater der Erbarmungen seine Söhne und Töchter im Himmel und auf Erden gesegnet hat und noch segnen wird, und mit dem ein geistlicher Vater und eine geistliche Mutter ihre geistlichen Söhne und Töchter gesegnet haben und noch segnen werden. Amen.
Seid immer Liebhaberinnen eurer Seelen und aller eurer Schwestern und bewahrt immer das mit Fleiß, was ihr dem Herrn gelobt habt. Der Herr sei allezeit mit euch und gebe Gott, daß ihr allezeit in ihm seid. Amen.“

August 11, 2017   No Comments

Basilika des heiligen Benedikt in Trümmern

Heute morgen gegen 7.40 Uhr brachte ein neuerlicher schwerer Erdstoß der Stärke 6,5 (Angaben variieren bis hin zu 7,1) die Basilika mit den Fundamenten des Geburtshauses des heiligen Benedikt von Nursia (das ist Norcia) zum Einsturz.
Wir erinnern uns an die schwersten Beben der letzten Jahrzehnte. Um die Jahrtausendwende traf es zunächst Assisi und besonders seine Oberkirche. In der herabstürzenden Trümmern kam ein Priester um. Im Jahre 2009 wurde L’Aquila fast völlig vernichtet. L’Aquila, das ist der Ort, der vor dem verheerenden Erdbeben berühmt war als Grablege des heiligen Papstes Coelestin V. (der übrigens von seinem Amt zurücktrat) und für dessen großen Ablass aus dem Jahre 1294, den man „la perdonanza“ nennt und der denjenigen gewährt wird, die am 28./29. August unter den üblichen Bedingungen durch die Pforte der Basilika Santa Maria di Collemaggio eintreten. Die Signifikanz wird langsam spürbar, nicht? Und nun also Norcia, der Geburtsort des „Vaters von Europa“ ….
Aus aktuellem, wenn auch traurigem, Anlass, hier mein Artikel über Norcia und die Benediktinermönche dort, im Originallayout, die ich vor einigen Jahren besucht, Interviews gemacht hatte, sowohl für das Vatican-Magazin als auch für Die Tagespost.

Oktober 30, 2016   No Comments

Zu Gast bei den Trappistinnen in Kloster Gethsemani

Tiefe Nacht über dem pfälzischen Donnersberg. Es ist noch Winter, ganz in der Frühe, vor drei Uhr. Die Bäume auf dem Gelände des Klosters Gethsemani sind ohne Blätter und geben den Blick in die weite Ebene frei. Früher gab es wenige Lichter dort, doch in den Jahren sind mehr hinzugekommen. Am Alarmierendsten erscheinen die roten Positionslichter der Windräder, die sich nun wie eine feindliche Wand formieren. Oder ist diese Wand gar nicht feindlich, sondern imitiert lediglich das rote Licht, welches ohne zu ermüden vor dem Allerheiligsten im Oratorium brennt? Es ist dunkle Nacht, die Sonne denkt noch nicht daran aufzugehen. Unten im Tal glühen die Lichter der Menschen. Positionslichter der Gier oder der Nachhaltigkeit? Womöglich gibt es einen Tag, an dem all dies zerfällt. Doch der seit Jahrhunderten von Sagen umwobene Donnersberg wird bestehen bleiben. Er ist ein Ort des Heils – die Trappistinnen haben dort ein ehemaliges Sanatorium für lungenkranke Kinder übernehmen dürfen. Ihr Oratorium ist sparsam geschmückt mit einer Pieta und einem Kreuz. Und vielen Kerzen. Mitten in der Nacht, während unten im Tal die ambivalenten roten Positionslichter glühen, brennt hier vor dem Allerheiligsten eine schlichte Kerze. Es duftet nach Weihrauch, nach Kerzenwachs und Honig. Sieben Schwestern sitzen in ihren Chormänteln, deren Ärmel fast bis zum Boden reichen, denn nach der Tradition sollen ihre Hände wie Engelshände beim Beten bedeckt sein. Vor der Pieta glimmen die Kerzen. Draußen, vor dem Fenster, hat sich ein leiser Schneefall erhoben. Er wird sich zu einem kleinen Sturm auswachsen – am Berg gehen die Wetter entlang. Und drinnen, in diesem duftenden Gehäuse der Geborgenheit, sitzen die Schwestern in vollkommener Stille und halten Nachtwache.
Für uns moderne Menschen ein schwer verständliches Opfer – auch die Schwestern wissen, dass es eine besondere Härte ist, der sie sich unterziehen und sie versichern Besuchern, diese müssten bestimmt nicht um drei Uhr nachts zur Wache erscheinen. Doch warum sollte jemand einen der strengsten Orden besuchen, wenn er sich diesem seelischen Abenteuer nicht aussetzen möchte? Eine Dreiviertelstunde lang für den Herrn – eine Ölbergstunde in der Nacht, wenn sie am finstersten ist. Jeder sollte das einmal mitgemacht haben. Die Schwestern beten in aller Stille für Menschen, die nicht schlafen dürfen zu dieser Stunde, weil sie arbeiten müssen. Für Menschen, die nicht schlafen können, weil sie psychische Probleme haben oder erkrankt sind. Schließlich beten sie auch für Kranke, für Sterbende. Denn alle Kulturen wussten und wissen, dass in dieser Zeit, von drei bis vier Uhr nachts, die Stunde des Ölbergs ist. Nicht nur Jesus hat gewacht. Sieche und Moribunde hauchen insbesondere um diese Zeit ihr Leben aus, gehen hinüber. Die Schwestern bedenken dies schweigend, tragen diese Anliegen und die Anliegen der Angehörigen vor Gott.
Doch in erster Linie sind sie zuhause am Donnersberg, ihrem Ölberg. Wo sie versuchen, Jesus zu begleiten, der in die höchste menschliche Not geraten ist, die man sich denken kann. Wo in einem wunderschönen Olivenhain einst seine Schweißtropfen wie Blut zur Erde fielen. Wo Gott in der menschlichen Natur, die er angenommen hatte, Todesangst und Leid und Furcht ausstehen musste, ohne, dass ihm jemand beistand.
Man wird durch das stille Gebet der Schwestern in alles hineingenommen, während unten im Tal sich die Windräder drehen. Die Mutter Oberin rät mir freundlich, dass es am besten wäre, nach der Vigil, die sich an die stille Nachtwache anschließt, und von so gut wie keinem Orden mehr in der Kirche gebetet wird, ins Bett zu legen. Ich könne schließlich um 7 Uhr zur Laudes mit anschließender Frühmesse gut wieder aufstehen. Die Schwestern ihrerseits halten lectio divina, und tatsächlich merke ich, wie der Geist rege geworden ist durch das anhaltende Stille Gebet und die anschließende Vigil. Ich sollte die Heilige Schrift lesen, jetzt, wie die Schwestern alle auch. Aber letztlich siegt meine Trägheit.

Als ich pünktlich zur Laudes kurz vor Sieben wieder aufstehe, ist die Welt wie verzaubert. Es gab noch mehr Schnee. Ich stapfe zum Oratorium und beobachte durch dessen Fenster die vielen Vögel, die sich draußen im Garten an den Futterstellen versammeln.
Die Frühmesse ist erfrischend und erfreulich schlicht, und gleich danach bekomme ich das, wonach ich schon seit Stunden lechze: Eine Kanne Kaffee, Brot, Käse, Marmelade, alles hausgemacht. Darüber versäume ich die Terz. Doch die Mutter Oberin hat mir einen Gesprächstermin eingeräumt, und so verweilen wir uns bei den schönen Dingen: Den Paramenten, den Stickereien, den vielen schönen Kleinigkeiten, die hier hergestellt werden. Ich bin beeindruckt. Besonders, als mir die Mutter Oberin eine Werkstatt zeigt, in der uralte Devotionsfahnen per Hand restauriert werden. Die Schwester, die damit zugange ist, erklärt mir: Diese Gemeinde kenne ich persönlich, so ist es noch leichter, während der Arbeit für alle zu beten.
Als ich heimfahre, ist der Schnee weggetaut, was ein Glück ist. In meiner ersten Nacht zuhause erwache ich kurz vor Drei und will aufstehen. Rechtzeitig fällt mir ein, dass ich nicht mehr in Gethsemani bin. Ich sende einen guten Gedanken an meine Schwestern, die Trappistinnen. Dann drehe ich mich in der Gewissheit wieder um, dass sie wachend und hellhörig sind und für mich, für uns alle und für die ganze unruhig und unruhevoll sich drehende Welt mitbeten.

April 2, 2016   No Comments