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Leserunde Tatjana Goritschewa: Unaufhörlich sucht der Mensch das Glück
Eigentlich wollte ich es ja mit den beiden zurückliegenden Einträgen bewenden lassen, aber nun bin ich doch wieder auf eine Stelle gestoßen, die ich ungeheuer spannend fand. Denn die Autorin bereist Indien und trifft hier auf ein fast paralleles Phänomen dort zum russischen Gottesnarren – und der zählt zu meinen Interessens- und Themengebieten. Über die russischen Gottesnarren habe ich auch einmal schon für die Tagespost geschrieben und zwar hier.
Die Goritschewa schreibt:
>>Die Aghorisen sind unserem christlichen Gottesnarren in Russland ähnlich. Eine Frau, die unfruchtbar war, kam zu Kina Ramu, diese schlug sie dreimal, und innerhalb von drei Jahren gebar sie dreimal. (Iwan Jakowlewitsch Korejscha – ein bedeutender russischer Gottersnarr – schlug die Frau eines Kaufmanns mit einem Apfel, und sie wurde gesund.) Die Aghorisen scheinen verrückt zu sein, ihre Rede ist abgehackt, unverständlich. Manchmal ist es schwer zu unterscheiden, ob es sich um einen klinisch Verrückten oder um einen Aghorisen handelt. Im Krankenhaus für Aussätzige, das einer dieser Asketen baute, hängte er auch sein Porträt auf, auf diesem hat er sich selbst in ungezwungener Pose darstellen lassen – in der einen Hand ein Schnapsglas mit Likör, in der anderen Hand ein Stück Fleisch: Sowohl Likör als auch Fleisch sind für den Hindu etwas Unerhörtes. Ebenso wie die Gottesnarren schämen sich die Aghorisen nicht. Es kommt vor, dass der Lehrmeister jemanden segnet, weil er seine Notdurft geradewegs auf der Straße, vor den Augen aller verrichtet. Der Urin eines Aghorisen wird als Heilmittel angesehen. Der ganze Mensch ist rein und geheiligt (oder aber ganz in Sünde und Heuchelei). So handelten auch die Gottesnarren, die gegen die Heuchelei ankämpften. Die Gottesnarren warfen Steine gegen Kirchen und beteten gegen Kneipen gewandt. Aber damit hört auch die Ähnlichkeit zwischen den heiligen Toren in Christo und den Aghorisen schon auf.<<
September 18, 2023 No Comments
Erste Tagung in St. Justin – Eigenart der orthodoxen Theologie
St. Justin ist eine Einsiedelei bei Fulda, die in der serbisch-orthodoxen Tradition steht. Kürzlich fand dort eine Zusammenkunft statt, die der Rede wert ist.
Auf „Die Tagespost“ gibt es einen redigierten Artikel von mir dazu, allerdings hinter der Paywall:
Hier noch einige Fotoimpressionen:
September 13, 2023 No Comments
Heute wäre der 90. Geburtstag meiner Mutter
Wenn sie nicht 2015 an ALS verstorben wäre.
Wie fast immer am 4. September herrscht Kaiserwetter. Es ist wunderschön und angenehm, nicht zu heiß.
Ich habe sie heute auf dem Friedhof besucht – leider waren ihre Rosenstöcke zuhaus etwas geizig – sodass die mitgebrachte Rose leider mickrig ausfiel. Aber es hätte ihr besser gefallen als jeder gekaufte Strauß.
Ja, Mama, die Schwalben waren sehr fleißig diesjahr, und wir haben bestimmt 30 minus eins in der Werkstatt gehabt über die Saison. Minus eins, weil eine tot auf der Kellertreppe lag. Ich weiß gar nicht, wem das mehr weh getan hat, dir oder mir.
Jedenfalls poste ich dieses Requiem auf dich erneut. Und es hat zeitlose Gültigkeit.
>>Die Hände einer Mutter – kann man sie oft genug küssen?
Als Mamma die eine Nacht noch zu Hause bei mir bleiben durfte, in der sie gestorben war, habe ich immer wieder ihre gefalteten, feinen, sehnigen, doch jetzt leblosen Hände geküsst.
Jeden Tag denke ich daran, wie rührig sie war, wie sie Blumen, Rosen, Stauden, Obstbäume, Kaninchen, Hühner, Enten, Truthühner, obdachlose Igel und verletzte Tauben, aus dem Nest gefallene Schwalbenjunge versorgt und geliebt hat. Ich stehe vor Gegenständen, die sie noch an Ort und Stelle gelegt hatte. Immer schaue ich in ihr Zimmer – als säße sie noch darin. Das Zimmer, in dem sie starb. Sie ist die dritte meiner Ahninnen, die dort den letzten Atemzug tat.
Ratlos stehe ich vor dem Gewirr von Übertöpfen für Blumen, ihrem Sammelsurium von Gläsern mit Schraubdeckel, in die sie noch so viele Quittengelees einmachen wollte. Den alten Waffeleisen. Dem antiquierten Rum-Topf. Der Dampfnudelpfanne. Alles von ihr eingepackt und gelagert im Keller. In der Tiefkühltruhe liegt noch ihr Lieblingseis aus der Zeit, als sie noch schlucken konnte.
Die Hände einer Mutter. Küsst sie, wenn ihr noch eine habt.<< Ich liebe dich. Du fehlst so sehr.
September 4, 2023 No Comments
Lob von einem werten Kollegen für meinen Vatikan-Krimi
Alexander Hoffmann schrieb mir kürzlich nach der Lektüre des Farnese-Komplotts:
>>Liebe Frau Wenz,
vielen Dank für Ihren Roman, den ich gerne gelesen habe. Beeindruckend Ihre historischen Kenntnisse, zum Beispiel was die konkreten Lebensumstände der Menschen in der Antike und später betrifft, von den Vatikaninterna ganz abgesehen.<<
Alexander Hoffmann ist Journalist und Schriftsteller, dazu noch preisgekrönt, und lebt in Weißenburg und in Frankfurt. Hier geht es zu seiner Homepage mit der Vorstellung seiner Werke und seiner Person.
Juni 13, 2023 No Comments
Lob für mein Buch „Poetische Pilgerorte“
Kürzlich bekam ich eine Email, über die ich mich sehr gefreut habe.
>>Liebe Frau Wenz,
wir bereisen gerade mit Ihrem Reiseführer die uns bislang unbekannte Region Marken.
Für die vielen wunderbar erzählten Geschichten und Orte, die wir sonst nie gefunden hätten, möchten wir uns bei Ihnen bedanken.<<
A. und H. F. aus Bonn
Die Poetischen Pilgerorte sind bereits in der zweiten Auflage, dieses Mal beim Verlag fe medien in Kisslegg, erschienen.
Mehr Infos zum Buch gibt es auf dieser Unterseite.
Juni 1, 2023 No Comments
Die Mimosen blühen
Obwohl es hier Nachtfrost hat, ist es tagsüber sonnig und recht mild. Die Mimosen blühen, es handelt es sich eher um eine Art Akazie, die halt so genannt wird, und man schenkt zum Frauentag am 8. März eben nicht Nelken wie in Deutschland, sondern Mimosenzweige, und das ist auch gar nicht hintergründig gemeint, denn Mimosen sind zart, wunderschön und duften ganz herrlich.
Februar 11, 2023 No Comments
Anstatt eines Kommentars
Januar 26, 2023 No Comments
Reptilium in Landau
Das Reptilium in Landau ist wirklich etwas ganz Besonderes und immer einen Besuch wert. Allerdings sollte man starke Nerven mitbringen, häufig werden in der dortigen Gastronomie Kindergeburtstage gefeiert. Wer in Ruhe etwas essen will, geht vielleicht doch lieber woanders hin.
Suchbilder mit Heuschrecken
Januar 10, 2023 No Comments
Schneeglöckchen
Sie sind jedes Jahr zuverlässig zur Stelle und blühen glücklicherweise auch ohne Schnee. Diese hier sind zumeist die allerersten, aber die auf dem Grab meiner Eltern blühen auch schon. Ich habe welche gepflanzt, weil insbesondere mein Vater sie sehr geliebt hat.
Januar 8, 2023 No Comments
Italienische Weihnachtsbrote
Panettone kaufe ich jedes Jahr in der Adventszeit so vieles ein, dass es noch bis Ende Januar langt.
Und wir haben ja immer noch Weihnachtszeit, die Orthodoxen haben es sogar noch vor sich, jedenfalls die Russen und die Serben.
In Italien gibt es die Geschenke sowieso erst zu „Befana“, dem Dreikönigstag.
Neben Panettone kannte ich natürlich auch Pandoro und Pandolce, aber dass es so viele verschiedene Weihnachtsbrote in Italien gibt, war mir dann nicht klar.
Hier die praktische bebilderte Übersicht:
Januar 3, 2023 No Comments