Journalistin und Autorin

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Abschied von Italien

Ich hatte einst ein Haus am Fuße des Monte Catria – so könnte ich in Anlehnung an den berühmten ersten Satz des Buches von Tania Blixen schreiben.
Seit dem 26. März ist das Geschichte – okay, er steht ja auch im Plusquamperfekt. Ich meinte die Tatsache an sich.
Die letzten vierzehn Tage waren eine Achterbahnfahrt für meine Gefühle.
Die neuen Eigentümer sind supernett und ich wünsche ihnen und ihrem Hundchen, das sie von der Straße gerettet haben, so viel Gutes – tutte le belle cose!

Wer einen absolut seriösen und äußerst kompetenten, insbesondere auch mit dem italienischen Baurecht versierten, deutschsprachigen Makler in Le Marche sucht, der seine Kunden auch nicht nach der Zahlung seiner Rechnung im Stich lässt, sondern weiter begleitend betreut, möge sich bei mir via Mail melden.

März 31, 2024   No Comments

Campingplätze sind toll

Heute Mittag habe ich mit Tschechen tschechisch gesprochen.
Das ist jetzt nicht besonders.
Aber eben kam ein Russe mitten in der Nacht an den Bus und fragte nach Salz.
Natürlich habe ich ihm Salz gegeben.
Ich hatte ja gerade daran gedacht, welches frisch einzukaufen.

März 28, 2024   1 Comment

Rod Dreher: Lebt nicht mit der Lüge


Wer seinen Bestseller „Die Benedikt Option“ gelesen hat, weiß um die besondere Fähigkeit dieses US-amerikanischen Autors, Menschen und Themen, die schon längst vergangen und vergessen geglaubt wurden, für eine interessierte christliche Leserschaft in völlig neue Zusammenhänge zu setzen, die mit unserer Lebenswirklichkeit im 21. Jahrhundert eng verschränkt sind.
In seinem jüngst im Media Maria Verlag auf Deutsch erschienen Buch bedient er sich einer Aufforderung des großartigen Schriftstellers, Literaturnobelpreisträgers und Dissidenten Aleksander Solschenizyn: Lebt nicht mit der Lüge! Unter Stalin wurde der mehrfach ausgezeichnete Hauptmann der Roten Armee wegen kritischer Äußerungen über den damaligen Präsidenten, die er einem Freund gegenüber tätigte, von der Front weg verhaftet und ins GULAG geschickt. Die Erfahrungen dort von 1945 bis 1953 haben sein schriftstellerisches Werk zutiefst geprägt. Nach der Entlassung schickte man ihn in die Verbannung nach Kasachstan. In den Sechzigern erging es ihm vergleichsweise gut, es war die so genannte Tauwetter-Periode unter Chruschtschow, doch 1974 wurde er erneut wegen Landesverrat verhaftet – aufgrund der Veröffentlichung seines erratisch dastehenden Werkes „Archipel Gulag“. Wenige Tage nach der Verhaftung wird er nach Deutschland ausgeflogen und findet vorübergehende Aufnahme bei Heinrich Böll in Köln. Es sollte dann noch über 15 Jahre dauern, bis das System, gegen das der glühende Patriot angekämpft hatte, in sich zusammenbrach. Doch es war auch dieser Zusammenbruch, der diesen Ausnahmeschriftsteller beschäftigte und belastete – und den er viel weniger als Befreiung sah, als viele im Westen. Was aber hat das alles mit uns heute überhaupt noch zu tun? Das ist eine Geschichte aus einer versunkenen Welt, der Kalte Krieg ist vorüber, der Kommunismus und die Sowjetunion gehören zu tempi passati. Und überhaupt haben Europa und die USA mittlerweile ganz andere Sorgen. Aber ist das wirklich so? Rod Dreher beschreibt in seiner Einleitung, dass ihn ein prominenter Arzt angerufen habe, dessen Mutter noch in der damaligen Tschechoslowakei aufgewachsen war. Sie sei
besorgt um die Freiheit im Westen. Nun kann man das natürlich als Hirngespinst abtun. Aber Rod Dreher ging der Aussage nach. Wie alle anderen auch war er davon überzeugt gewesen, dass mit dem Jahr 1989 der Totalitarismus beendet worden sei. Bis dieser Anruf kam. Und er ist auf viele Menschen gestoßen, die derzeit noch am Leben sind, und Zeugnis ablegen von dem „harten“ Totalitarismus, wie Dreher ihn nennt und den frappierenden Ähnlichkeiten zum heutigen „weichen“ Totalitarismus mit seinen Denk- und Sprechverboten, seiner Wokeness, der fanatischen Transgender-Agenda und der so genannten Cancel Culture. Aber auch die totale Überwachung des Bürgers durch Datensammlungen via Kreditkarte, Smartphone, gezielte Auswertung von Google-Suchbegriffen des Nutzers, Facebook, X und Instagram, auf denen die Nutzer freiwillig private Daten offenbaren bis hin zur Lancierung von smarten Lautsprechern in Wohnungen bzw. Häusern wie Alexa usw. Letzteres übrigens eine Tatsache, die von ehemaligen Dissidenten, deren Wohnungen von der Überwachungsbehörde verkabelt wurden, auf vollständiges Unverständnis stößt.
Eine Beschreibung dieses Zustandes nimmt die erste Hälfte des Buches ein und Dreher schafft es, nicht nur eine zutreffende Analyse des Ist-Zustandes zu liefern, sondern auch die Aussagen und Zeugnisse von Menschen, die in kommunistischen Staaten bespitzelt, bedroht und verfolgt wurden, für die Nachgeborenen zu dokumentieren.
In der zweiten Hälfte geht es um die Frage: Was tun angesichts dieser Realität des weichen Totalitarismus im vordergründig freien Westen?
Dreher gibt hier analog zum Dissidententum im Ostblock Tipps an die Hand, die zunächst banal klingen: Abseits der Masse leben, das kulturelle Gedächtnis pflegen, Familien und religiöse Gemeinschaften zu Rückzugsorten machen etc. Die Lektüre lohnt sich, auch wenn diese Hilfen auf den ersten Blick banal klingen mögen, denn er bleibt nie theoretisch, sondern erzählt immer von realen Menschen und deren Erfahrungen, auf die er zurückgreift – und hilft so zu einem großen Teil selbst mit, das kulturelle Gedächtnis zu pflegen.
Wer die 80er Jahre noch erlebt hat, mithin die Ära des Kalten Krieges, dem wird vieles bekannt vorkommen und in neuen Zusammenhängen aufgezeigt. Wer nach 1989 geboren wurde, kann aus diesem Buch mehr erfahren als aus manchen Geschichtsbüchern – nämlich großartige Persönlichkeiten und Schriftsteller kennenlernen, sich vielleicht vertiefter mit ihnen beschäftigen. Und das eigene selbstständige Denken kultivieren.

Rod Dreher: Lebt nicht mit der Lüge
ISBN 978-3-9479314-8-4
Media Maria Verlag Illertissen, 2023

Januar 3, 2024   No Comments

Mein neues Stück über Kloster Waghäusel für CNA

ein bisschen länger zu lesen, aber es lohnt sich:

Hier entlang.

Dezember 17, 2023   1 Comment

WIR hatten die bessere Musik #2

Von wem stammt eigentlich das Zitat, dass Eric Clapton Gott sei?
Ich habe mal gegoogelt.
https://en.wikipedia.org/wiki/Clapton_is_God
Tatsächlich geht das auf ein Graffiti aus den Sechzigern zurück.

Nun, als Christin würde ich selbstverständlich nicht so weit gehen. Aber dass er ein Ausnahmemusiker ist, wird auch in diesem Video klar.

November 28, 2023   No Comments

WIR hatten die bessere Musik #1

Ich bin in die Jahre gekommen – aber eins weiß ich:

WIR hatten damals die bessere Musik.

November 28, 2023   1 Comment

Gespräch mit dem serbischen Bischof Andrej von Wien und Österreich

Seit einiger Zeit kooperiere ich mit CNA deutsch. Dort finden sich von mir nicht nur Artikel, die bereits in print erschienen sind, sondern auch eigenständige Arbeiten und Reportagen.

Anlässlich der Weltsynode in Rom hatte ich ein interessantes Gespräch mit dem serbisch-orthodoxen Bischof Andrej von Wien und Österreich, der der Meinung ist, dass uns eigentlich nur das Papstamt trennen würde und dieser Umstand überwunden werden könne.

November 9, 2023   No Comments

Frieden

„Wenn du Frieden willst, redest du nicht mit deinen Freunden.
Du redest mit deinen Feinden.“

Moshe Dayan (1915 – 1981)

Oktober 13, 2023   No Comments

Vorwort zu Havels „Versuch, in der Wahrheit zu leben“

>> Niemandem wird geholfen, wenn die Regierung so lange wartet, bis die Menschen demonstrieren und streiken. All dem könnte man sehr gut durch sachlichen Dialog und durch den guten Willen, auch kritische Stimmen anzuhören, vorbeugen. Solchen Stimmen wurde kein Gehör geschenkt. So erntet die heutige Staatsmacht die Saat ihrer eigenen starren Haltung …
Ich hoffe immer noch, dass die Staatsmacht aufhört, sich wie das hässliche Mädchen zu verhalten, das den Spiegel zerschlägt, in der Meinung, er sei Schuld an ihrem Aussehen.

Václav Havel, 21. Februar 1989<<

Selten ein altes Buch aufgeschlagen und auf der ersten Seite schon einen solchen aktuellen Volltreffer vorgesetzt bekommen …
Übrigens habe ich Urgestein tatsächlich nur zehn Monate danach in Prag seine Antrittsrede gehört und ihn gesehen. Aber bald mehr dazu. Nur noch so viel: Wir haben auf dem Wenzelsplatz und dem Altstädter Ring getanzt und Bohemia-Sekt aus der Flasche gesoffen. Dabei Ať žije Havel! skandiert: Es lebe Havel oder auch Hoch lebe Havel. Und wir haben die Kerzen und Blumenberge gesehen: Die Samtene Revolution war so samten nicht, es gab etliche Todesopfer, in der ganzen Prager Innenstadt gab es dazu Stellen, ja richtige Hügelchen aus Kerzen und Blumen und Bildern.
Manchmal denke ich, das interessiert heute niemanden mehr.

September 19, 2023   3 Comments

Leserunde Tatjana Goritschewa: Unaufhörlich sucht der Mensch das Glück

Eigentlich wollte ich es ja mit den beiden zurückliegenden Einträgen bewenden lassen, aber nun bin ich doch wieder auf eine Stelle gestoßen, die ich ungeheuer spannend fand. Denn die Autorin bereist Indien und trifft hier auf ein fast paralleles Phänomen dort zum russischen Gottesnarren – und der zählt zu meinen Interessens- und Themengebieten. Über die russischen Gottesnarren habe ich auch einmal schon für die Tagespost geschrieben und zwar hier.

Die Goritschewa schreibt:
>>Die Aghorisen sind unserem christlichen Gottesnarren in Russland ähnlich. Eine Frau, die unfruchtbar war, kam zu Kina Ramu, diese schlug sie dreimal, und innerhalb von drei Jahren gebar sie dreimal. (Iwan Jakowlewitsch Korejscha – ein bedeutender russischer Gottersnarr – schlug die Frau eines Kaufmanns mit einem Apfel, und sie wurde gesund.) Die Aghorisen scheinen verrückt zu sein, ihre Rede ist abgehackt, unverständlich. Manchmal ist es schwer zu unterscheiden, ob es sich um einen klinisch Verrückten oder um einen Aghorisen handelt. Im Krankenhaus für Aussätzige, das einer dieser Asketen baute, hängte er auch sein Porträt auf, auf diesem hat er sich selbst in ungezwungener Pose darstellen lassen – in der einen Hand ein Schnapsglas mit Likör, in der anderen Hand ein Stück Fleisch: Sowohl Likör als auch Fleisch sind für den Hindu etwas Unerhörtes. Ebenso wie die Gottesnarren schämen sich die Aghorisen nicht. Es kommt vor, dass der Lehrmeister jemanden segnet, weil er seine Notdurft geradewegs auf der Straße, vor den Augen aller verrichtet. Der Urin eines Aghorisen wird als Heilmittel angesehen. Der ganze Mensch ist rein und geheiligt (oder aber ganz in Sünde und Heuchelei). So handelten auch die Gottesnarren, die gegen die Heuchelei ankämpften. Die Gottesnarren warfen Steine gegen Kirchen und beteten gegen Kneipen gewandt. Aber damit hört auch die Ähnlichkeit zwischen den heiligen Toren in Christo und den Aghorisen schon auf.<<

September 18, 2023   No Comments