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George Bernanos: Tagebuch eines Landpfarrers (Auszug 4)

„Doch wie dem auch sei, ihr habt uns dem Staat ausgeliefert. Der Staat, der uns bewaffnet, kleidet und ernährt, nimmt sich auch unserer Gewissen an. Verbot, sich ein Urteil zu bilden, verbot sogar, verstehn zu wollen! Und euere Theologen billigen das, wie es sich gehört. Mit heuchlerischer Miene erteilen sie uns die Erlaubnis zu töten, zu töten, ganz gleich wo und wie, zu töten auf Befehl, wie es der Henker tut. Als Verteidiger des Bodens unterdrücken wir auch den Aufruher, und wenn der Aufruhr gesiegt hat, dienen wir eben ihm. Die Treue wird einem erlassen. Auf diese Weise sind wir Militär geworden. Und so ganz und gar Militär, dass in einer Demokratie, die an jeglicher Art von Kriecherei gewöhnt ist, die Kriecherei der Minister-Generäle sogar bei den Advokaten Anstoß erregt. So sehr und so ganz und gar Militär, dass ein große Mann wie Lyautey diese schimpfliche Bezeichnung stets zurückgewiesen hat. Und bald wird es übrigens auch kein Militär mehr geben. Alle von sieben Jahren an bis Sechzig … alle Was? Alle was eigentlich. … Der Name Armee wird ein leerer Begriff, wenn ganze Völker sich aufeinanderstürzen – die Stämme Afrikas, achwas! – Stämme von hundert Millionen Menschen! Und der Theologe wird zwar immer mehr angeekelt, unterschreibt aber Erlaubnisscheine – ich nehme an Vordrucke, die vom Ministerium des Nationalen Gewissen verfasst sind. Wo soll das, unter uns gesagt, mit euch Theologen noch hinführen? Morgen werden die besten Töter ungefährdet töten dürfen. Dreißigtausend Fuß über dem Erdboden wird irgendein Schweinehund von Ingenieur, mit warmen Pantoffeln an den Füßen, umgeben von Spezialisten, blo0 auf einen Knopf zu drücken brauchen, um eine ganze Stadt zu morden, und wird dann eiligst nach HAuse fliegen, mit der einzigen Sorge, er könne das Mittagessen versäumen. Einen solchen Angestellten wird natürlich niemand einen Soldaten nennen. Gebührt ihm überhaupt die Bezeichnung Militär? Und ihr, die ihr im siebzehnten Jahrhundert den armen Komödianten die geweihte Erde verweigert habt, wie werdet ihr ihn begraben?“

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